Damals und heute: rituelle Gewalt

In den letzten Monaten haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass Begriffe und Definitionen von ritueller Gewalt geändert werden und dass es zu Bedeutungsverschiebungen sowie Umdeutungen kommt. Anhand eines sehr bekannten Vereins (vielfalt-info.de) zeige ich in einer Gegenüberstellung nun diese teilweise sehr erschreckenden Veränderungen auf. Weiters komme ich auch auf den Einfluss zu sprechen, den u.a. Vielfalt-info.de seit Beginn auf die UBSKM genommen hat.

„VIELFALT e.V. wurde 1995 als gemeinnütziger Verein gegründet und hat seine Wurzeln in der feministischen Therapie und Beratung sowie der Selbsthilfebewegung“, heißt es heute wie damals auf der Webseite Vielfalt.e.V. Dort lässt sich auch nachvollziehen, wie sich ein kleiner Kreis an Akteuren zunehmend vernetzt hat.

Diese Vernetzungen gingen schlussendlich so weit, dass dessen Erfahrungen bereits 2010 Eingang in den Abschlussbericht der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs gefunden haben.

Von Dezember 2011 bis Februar 2022 war Johannes-Wilhelm Rörig als UBSKM tätig und löste damit Christine Bergmann ab. Diese hat am 24. Mai 2011 ihren offiziellen Abschlussbericht der Öffentlichkeit vorgestellt, wo es u.a. hieß:

Abschlussbericht der UBSKM 2011, S. 222f.

Betrachtet man die Meinungen, die der Verein Vielfalt.e.V (als nur ein Beispiel von vielen) bis vor wenigen Jahren zum Thema rituelle Gewalt gehabt hat, kann man durchaus rekonstruieren, woher die damalige UBSKM Christine Bergmann (und später auch ihr Nachfolger Rörig) das verschwörungstheoretische Pseudo-„Wissen“ über satanistischen Kultmissbrauch erlangt haben.

Hier nun eine Gegenüberstellung ausgewählter Passagen von https://vielfalt-info.de zwischen 2015 und heute (2024). Diese zeigen deutlich die drastischen Veränderungen der Begrifflichkeiten und Definitionen rund um rituelle Gewalt.

Alle Screenshots lassen sich mit einem Klick (direkt auf das Foto) vergrößern:

  • Definition „Rituelle Gewalt“ 2015. Heute im Jahr 2024: „Definition Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen“

Quelle: Web Archive

Quelle: Aktuelle Seite (jeder Bezug zum Satanismus wurde entfernt)

  • Ausstieg – Vergleich 2015 und 2024:

Quelle: Web Archive

Quelle: Aktuelle Seite (Jeder Bezug zu Kult oder Kultpersonen wurde entfernt)

  • Folgen ritueller Gewalt – Vergleich 2015 und 2024:

Quelle: Web Archive

Quelle: Aktuelle Seite (Jeder Bezug zu Kult oder Kultpersonen wurde entfernt)

  • Konditionierung & Programmierung (Mind Control) – Vergleich 2015 und 2024:

Quelle: Web Archive

Quelle: Aktuelle Seite (Es ist zwar noch immer von Mind Control die Rede, was nachweisbar zur Verschwörungstheorie gehört, doch inhaltlich wurden die Aussagen deutlich abgemildert und am Ende steht sogar der Vermerk: „Bisher lassen sich diese Phänomene nicht beweisen und entsprechende wissenschaftliche Forschung ist aus ethischen Gründen kaum möglich. Ebenso wenig lässt sich beweisen, dass es diese Phänomene nicht gibt.“

  • Sogar im Literaturverzeichnis kam es zu Änderungen, u.a. beim Buch von Ulla Fröhling „Vater unser in der Hölle“:

Quelle: Web Archive

  • Fröhling, U. (2008): Vater unser in der Hölle. Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe.
    Bericht über eine multiple Frau, die rituelle Gewalt in einer satanistischen Sekte überlebt hat. Mit ergänzenden fachlichen Informationen zum Thema: www.vater-unser-in-der-hölle.de 

Quelle: Aktuelle Seite

  • Fröhling, U. (2008): Vater unser in der Hölle. Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe.
    Erfahrungsbericht über eine Betroffene organisierter ritueller Gewalt, s.a. www.vater-unser-in-der-hölle.de 

Nun könnte man ja vielleicht mutmaßen, dass der Verein (und viele andere) – und damit auch die UBSKM – hinzugelernt haben. Vielleicht haben sie einfach verstanden, dass die Mär des rituell-satanistischen Kultmissbrauchs eine Verschwörungstheorie ist und passen sich nun einem wissenschaftlichen Stand an, der etwas aktueller ist?

Merkwürdig wäre in diesem Fall allerdings, dass man diese (geistige) Entwicklung nicht transparent vermittelt hat – und mehr noch: Im Jahre 2018 veröffentlichte der Betroffenenrat unter UBSKM Rörig eine Stellungnahme mit der Überschrift: „Die unendliche Geschichte: Rituelle Gewalt und die Unfähigkeit, den Betroffenen zu glauben“.1 In dieser Stellungnahme werden Skeptiker und Kritiker2 – wie es inzwischen üblich ist – bezichtig, rituelle Gewalt zu leugnen, welche mit organisierter Kriminalität gleichgesetzt wird. Die Tatsache also, dass wir uns Jahre und Jahrzehnte konkret auf den rituell-satanistischen Missbrauch bezogen haben, wird – auch hier wie mittlerweile üblich – einfach unter den Tisch fallen gelassen.

Sollten wir etwa mutmaßen, dass diese Methode bewusst eingesetzt wird, um uns Skeptiker und all jene, die an einer fundierten Aufklärung interessiert sind, zu diskreditieren? Um in der Gesellschaft den Eindruck zu erwecken, wir würden grausame Straftaten, wie u.a. Kinderpornografie oder brutale Verbrechen in bestimmten Sekten, in Abrede stellen? Wenn ja, dann kann hier auf dieser Seite hoffentlich jeder eigenständig nachvollziehen, worauf wir uns immer bezogen haben, wenn wir von einer satanischen Panik (SRA) reden.

Dass jene, die von jeher das Narrativ der rituell satanischen Gewalt bedient haben, auch heute genau das meinen, zeigen unter anderem die Aktivitäten von Frau Michaela Huber. Siehe dazu meinen Artikel: Codierte Geheimsprache.

Dieses Zitat aus dem Screenshot stammt von einer DIS-Userin in den sozialen Medien, die – wie so viele aktive DIS-Betroffene – in Kontakt mit Frau Huber steht. Es geht also ganz offensichtlich nicht darum, einen dringenden Sachverhalt aufzuklären, um Opfer zu schützen.

Trifft das auch auf die UBSKM-Amtsträger_innen Christine Bergmann, Johannes-Wilhelm Rörig und/oder Kerstin Claus zu? Etwa, weil im Betroffenenrat Mitglieder vertreten waren und sind, die die Inhalte der rituellen (satanistischen) Gewalt jahre- und jahrzehntelang verbreitet haben?

1 Die Stellungnahme des Betroffenenrats, die unterstellt, dass Skeptiker rituelle Gewalt im Sinne einer organisierten Kriminalität leugnen, stammt – worauf ich noch einmal explizit hinweisen möchte – aus dem Jahr 2018.

Nur ein Jahr zuvor, also im Jahr 2017, lässt sich eine ganz andere Definition von ritueller Gewalt finden. Auf die Frage, wo der rituelle Missbrauch stattfindet, sprach man von Satanismus, von Programmierungen, Mind Control und davon, dass Betroffene durch Folter, Prostitution und Mord auf den Kult verpflichtet und abhängig gemacht werden. Natürlich ist diese Seite inzwischen gelöscht.

Mit einem Klick kann man das Foto vergrößern.

Quelle:

Der Inhalt zeigt die klassische Verschwörungstheorie Satanic Panic, was 2018 – nur ein Jahr später – in Abrede gestellt wurde.

Zur konkreten Gegenüberstellung der Änderungen auf der UBSKM-Webseite:

2 Mit Skeptikern und Kritikern sind u.a. gemeint:

Wichtige Beiträge, wie u.a. Gutachten:

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