Michaela Huber und ähnliche Stimmen haben sicherlich viel zur Sichtbarkeit von DIS beigetragen. Aber ihre Narrative – bewusst oder unbewusst – haben auch DIS glorifiziert und die Trennlinie vertieft. Das Tragische hierbei ist: Indem BPS (oder andere Traumafolgestörungen) nicht gleichwertig thematisiert werden, entsteht die Idee, dass DIS „echtes Trauma“ repräsentiert, während BPS oft als „instabile Persönlichkeit“ abgetan wird.
WeiterlesenKategorie: Dissoziative Identitätsstörung
DIS und BPS – Eigenständige Diagnosen
Mittlerweile beginne ich zu erkennen, dass die DIS tatsächlich eine eigenständige Diagnose ist und nicht als Subtyp der BPS betrachtet werden sollte. Dies führt nun für mich persönlich zu einer Herausforderung: Wie kann ich diese Perspektive vertreten, ohne die elitäre Dynamik zu verstärken, die ich selbst als schädlich empfinde? Denn diese Hierarchien schaffen nicht nur Abgrenzung, sondern verhindern oft ein gegenseitiges Verständnis zwischen Betroffenen von Traumafolgestörungen.
Weiterlesen„Sybil“ – MPD als Kassenschlager
Kein Buch hatte einen dermaßen großen Einfluss auf die Entwicklung der dissoziativen Identitätsstörung (vormals: Multiple Personality Disorder) wie das 1973 veröffentlichte Werk „Sybil“. Verfasst von Journalistin Flora Rheta Schreiber in enger Zusammenarbeit mit Psychotherapeutin Cornelia Wilbur, gilt es als Geburtsstunde der Diagnose MPD, die kontroverser nicht sein könnte: „Ein rätselhaftes Krankheitsbild, Sex, Gewalt und Mißbrauch, verwoben in ein psychologisches Gebabbel, so hatten es sich Flora Schreiber und Cornelia Wilbur zurechtgelegt, würde ihnen Ruhm, Anerkennung und viel Geld einbringen. Die Rechnung ging auf.“ Mit diesen Worten berichtete der Spiegel im Jahr 1998 ausführlich über den „Psycho-Skandal des Jahrhunderts“ und das „hinterlistig eingefädelte Betrugsmanöver“, wie der New Yorker Psychologe Robert Rieber den Fall Sybil rückblickend bezeichnete.
WeiterlesenWie die DIS-Historie verfälscht wird
Eugene Bliss, eine weitere Gründergestalt der multiplen Persönlichkeitsbewegung, schrieb 1980: „In den Bereich der Persönlichkeiten einzutreten, ist von geradezu kindischer Einfachheit, denn der Schlüssel zur Tür ist die Hypnose und diese Patienten eignen sich dafür ausgezeichnet. Ebendies ist die Welt der Hypnose. Jahrzehntelang verborgene Persönlichkeiten lassen sich ansprechen und befragen; man stößt auf vergessene Erinnerungen, die der Patient mit der ganzen Gefühlsstärke eines aktuellen Ereignisses wiedererlebt‘.“
WeiterlesenWTF-Talk: Klarstellung zur DIS
In der gesamten Fachwelt – und als Resultat auch in der Gesellschaft – hat sich dieses folgenschwere Narrativ über Jahrzehnte hinweg verfestigt. Grund dafür waren unter anderem (Fach-)Bücher, Ausbildungen, Publikationen und Vorträge von Michaela Huber, wo genau diese Aufspaltung als Faktum dargestellt wurde. Natürlich geht diese Annahme auch auf all die anderen Traumatherapeut:Innen zurück, die das Krankheitsbild der DIS (damals noch Multiple Persönlichkeit) in Deutschland bekannt gemacht haben. Huber selbst hat es allem Anschein nach aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland transportiert, wo der Ursprung dieses Narrativs unter anderem bei Cornelia B. Wilbur zu finden war.
WeiterlesenDIS-Diagnose in keinem einzigen Fall bestätigt
Prof. Dr. Stefan Röpke, seit 2016 Professor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, forscht zu Traumafolgestörung und ist Leiter verschiedener Forschungsgruppen. Seine Publikationsliste umfasst mehr als 150 Publikationen u.a. zu Borderline, Dissoziation und PTBS in internationalen Fachjournals. Beim jüngsten DGPPN-Kongress Ende November 2023 leitete Stefan Röpke den Programmpunkt zum Thema „Dissoziative Identitätsstörung und rituelle Gewalt: Fakten und Fiktionen“.
WeiterlesenFakten und Daten – DIS/DID
Nach meinen Recherchen ist der kanadische Psychiater Dr. Colin Ross (z. B. 1990, 1994, 1995, 1997, 2009) der produktivste Autor von Forschungsarbeiten und Büchern, der den Glauben an wiedergefundene Erinnerungen, multiple Persönlichkeiten, satanischen rituellen Missbrauch und Entführungen durch Außerirdische vertritt.( R.T.Waterhouse, Dissertation 2014)
WeiterlesenBorderline und MPS – ein Artikel aus 1996
„Stets ist die Diagnose einer multiplen Persönlichkeit kritisch zu hinterfragen und hierbei zu berücksichtigen, daß ein Patient mit einer frühen Störung sehr feine Antennen für ein auch spezielles Interesse oder eine Abneigung anderer Menschen besitzt, was ihn – bei dem häufig zu beobachtenden Wunsch nach einer engen und oft ausgesprochen symbiotischen Beziehung zum Therapeuten – unbewußt dazu verleiten kann, Angaben im Sinne einer (vermeintlichen) Erwünschtheit seitens des Therapeuten zu geben.“ (ebd. S. 20)
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