Traumaopfer in Gefahr

Von Beginn an haben Nora und ich betont, dass es uns bei dem Thema, welches wir hier behandeln, um Opferschutz geht:

  • Darum, dass Menschen nicht zu Unrecht angeklagt und zerstört werden.
  • Darum, dass den Missbrauchsopfern keine falschen Erinnerungen induziert werden.
  • Darum, dass (alle!) Traumaopfer eine souveräne und kompetente Therapie erhalten.

Um den letzten Punkt geht es mir heute ganz konkret.

Unsere Webseite dissoziationen.de hat sich inzwischen zu einer bekannten und ich denke, auch anerkannten, souveränen Plattform entwickelt, die teilweise sogar in Fachkreisen empfohlen wird. Wir bekommen sehr viele Rückmeldungen, nicht nur von Aufklärungsvereinen oder Ärzten, sondern auch von Betroffenen (Trauma-Opfern) und Partnern von Betroffenen.

Gerade in den letzten Wochen hat sich ganz viel in Europa getan, speziell in der Schweiz und jetzt auch in der Niederlande:

Anhänger der Satanic Panic Verschwörung wollen laut sein. Sie wollen Netzwerke bilden und sogar Pranger aufstellen, wie Paula Rabe, die all jene, welche aufzuklären versuchen, mit neuzeitlichen Kriegsverbrechen vergleicht, deren Massaker Opfer des angeblich satanischen (sie nennen es ganz bewusst nur noch „rituellen“) Missbrauchs in Schutt und Asche legen.

Quelle: Paula Rabe – siehe auch unsere Seite: Deluxe Kommentare

Um es auf den Punkt zu bringen: Sie kämpfen um jeden Preis darum, dass sie endlich gehört werden, ohne zur Kenntnis zu nehmen, wie viele Länder – konkret: Professoren, Ärzte, Justizbeamte, Gerichte, Staatsanwälte, Vereine, soziale Dienste, die Liste ist endlos…

… wie viele Menschen und Institutionen den Opferberichten gewissenhaft nachgehen und diese prüfen. Nicht erst seit ein paar Wochen oder Monaten, sondern seit über 40 Jahren weltweit!

Man konnte niemals und nirgendwo rituellen Missbrauch im Sinne eines satanischen Kults, in dem Babys und Kinder geopfert und kleine Kinder durch Mind Control zu einer Dissoziativen Identitätsstörung programmiert werden, feststellen.

Niemals und nirgendwo.

Je mehr bewiesen wird, dass es diesen rituellen (satanischen) Missbrauch nicht gibt, desto heftiger und aggressiver wird die Aktivität in den verschwörerischen Anhängerkreisen. Doch damit nicht genug:

Zieht man Bilanz und sieht sich die Anfänge der Satanic Panic in Deutschland an (1990er Jahre), muss man erkennen, dass die gesamte Traumatherapie von Beginn an auf die Methoden der Therapeuten aufbaut, die das Narrativ der rituellen (satanischen) Gewalt befeuern. Selbst unbeteiligte Therapeuten, die sich mit Hilfe von Zusatzausbildungen traumatologisch schulen wollen, kommen nicht an diesen Narrativen und unwissenschaftlichen Therapiemethoden vorbei.

Auf fast jeder Webseite, die Traumatherapie anbietet, sieht man, bei wem die Zusatzausbildungen stattgefunden haben. Und so schließt sich der Kreis bzw. die Vernetzung, von der die DIS-Betroffene Paula Rabe spricht.

Therapeuten, die Mind Control, Programmierung und rituell-satanische Gewalt in die Traumatologie einbinden, stehen in einem sehr engen und privaten Kontakt zu den DIS-Betroffenen, die vorgeben, in einem satanischen Kult missbraucht und programmiert worden zu sein. Sie zitieren sich untereinander, berufen sich aufeinander und schreiben Bücher, als ginge es darum, weltweite Bibliotheken zu füllen.

Hinzu kommen noch all die involvierten Beratungsstellen und Opfervereine – meist mit einem christlichen Hintergrund – die die Schäfchen zur passenden Schlachtbank führen. Oh Verzeihung! Ich meine natürlich die Gewalt-/Missbrauchsopfer zu den passenden Therapeuten!

Jeder, der Kritik äußert, wird als Täter gebrandmarkt. Jeder, der forscht und sich die Mühe macht, allen Angaben nachzugehen, gehört angeblich dem satanischen Kult an, wenn er denn herausfindet, dass sich nichts derartiges finden lässt.

Während das Narrativ des satanischen Missbrauchs – inklusive Anhänger – hier in Deutschland sogar die UBSKM (Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs) infiziert hat, wird postuliert, dass die Elite dem Kult angehört, und dass aus dem Grund diese rituelle Gewalt niemals bewiesen werden kann.

Darf ich den SRA-Anhängern bitte eine klare Frage stellen?

Wer ist denn die „Elite“, wenn nicht die UBSKM bzw. der Betroffenenrat, der die Mittel, die Möglichkeit und die Macht hat, Glaubwürdigkeit in ganz Deutschland zu monopolisieren, wenn es um Missbrauch und Gewalt geht?

In den 90er Jahren gab es eine Menge von Betroffenen, die herausfanden und dann auch öffentlich zugaben, falsche Erinnerungen in der Therapie eingepflanzt zu bekommen. Die meisten, so meinte einst eine Betroffene (die ich bewusst anonym halten möchte) hatten nicht den Mut, an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie waren schwer traumatisiert, baten ihre Eltern und Familienangehörigen darum, nicht erzählen zu müssen, was in der Therapie passierte. Sie schämten sich, litten extrem darunter, ihre Familie fälschlich bezichtigt zu haben und wurden oftmals auch Zielscheibe der Satanic Panic-Anhänger.

Es werden also nicht nur all jene attackiert, die aufzuklären versuchen, es werden nicht nur diejenigen (auch professionelle Fachleute) denunziert und diskreditiert, die wissenschaftliche Informationen bereitstellen, nein, es werden auch alle mundtot gemacht, die bezeugen können, Opfer induzierter Erinnerungen zu sein.

Als ich nun den umfangreichen niederländischen Abschlussbericht gelesen habe, spürte ich ein deutliches Unbehagen, um nicht Zorn zu sagen. Ich zitiere die Stelle, wo mein Zorn begann:

Die niederländischen Opferorganisationen KTGG und Spotlight, die sich als Vertreter für rituell Missbrauchte sehen, waren dem Vorhaben zunächst sehr skeptisch gegenüber gestanden, da die Hendriks-Kommission vom – in ihren Augen – angeblich „täterunterwanderten“ Justizministerium eingesetzt worden war. Diese Ansichten schienen sich mit den anonymen Drohungen gegen Kommissionsmitglieder, Angehörige des niederländischen Königshaus und auch Personen, die eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Corona-Pandemie spielten, zu decken, in denen dieser Personenkreis bezichtigt wurde, der „satanistisch pädophilen Elite“ anzugehören (vgl. Untersuchungsbericht, S. 1).

Nach einigem Hin und Her beschlossen die Opferorganisationen mit der Hendriks-Kommission zusammenzuarbeiten und nutzten auch intensiv die Möglichkeit, Stellungnahmen zum fertigen Bericht abzugeben. Trotzdem wird der nun vorliegende Abschlussbericht von genau diesen Opfereinrichtungen, die bei dessen Erstellung eingebunden waren, in Grund und Boden kritisiert: Sie empfehlen, dass Opfer ihn nicht lesen sollten, weil er „schweres Victim Blaming“ sei und bezeichnen die Gutachten als „chaotisch, schlecht begründet und tendenziös“.

Quelle: Niederlande – Kein Nachweis von satanischem Missbrauch

Kommissionsmitglieder (und viele andere), die sich – so ganz nebenbei – etliche Opferberichte anhörten und diese verantwortungsvoll überprüften, wurden bedroht. Und am Ende kam natürlich wieder der Vorwurf: „schweres Victim Blaming“.

Seit Beginn der Satanic Panic in den USA vor über 40 Jahren erfolgen seitens der Anhänger immer dieselben Horror-Geschichten, Netzwerkgestaltungen, Drohungen, Denunzierungen, Aggressionen, Behauptungen → weltweit! Es wird nicht einmal differenziert, wenn sie andere schwere Gewaltopfer vor sich haben. Auch diese werden den Tätern zugeordnet und massiv denunziert.

Sie brettern, und das meine ich durchaus wörtlich, über alles drüber, ohne zu schauen, wen sie vor sich haben, was sie damit anrichten oder was die Folgen sein könnten. Hauptsache, sie – ganz alleine sie – werden gehört und als glaubwürdig betrachtet.

Und was ist mit all den anderen Trauma-Opfern?

Nun sind ja nicht alle Traumaopfer auch gleichzeitig Betroffene der Dissoziativen Identitätsstörung. Im Gegenteil. Die Krankheit ist überaus selten, auch wenn Traumatherapeuten, die der Satanic Panic angehören, etwas anderes postulieren, weil sie damit ihre Mind-Control These verbreiten können.

Die meisten Traumaopfer haben eine komplexe (chronische) posttraumatische Belastungsstörung oder auch eine Borderlinestörung. Darunter sind natürlich auch etliche, die kein kohärentes Ich aufweisen und sich selbst als fragmentiert erleben.

Was ich seit Jahren beobachte:

Es geht bereits in (fast allen) psychisch relevanten Foren damit los, dass diese Traumaopfer, wenn sie Rat suchen, in einer sehr dominanten und aggressiven Form von anderen Betroffenen diagnostiziert werden. Angeblich sind sie alle multipel und sie sollen doch bitte mal die passende und allseits bekannte DIS-Lektüre lesen. Spätestens dann, wenn die Betroffenen einen Opferverein (dieser wird samt Literatur verlinkt) aufsuchen, von denen die meisten nachweisbar involviert sind, sind sie verloren. Und ja, ich meine wirklich verloren!

Was hier in Deutschland passiert, ist mit aller Deutlichkeit ein Verbrechen!

Ich bin sehr froh, dass Nora an meiner Seite ist und sachlich all die Gutachten und Abschlussberichte, die in der letzten Zeit erstellt wurden, auswerten und zusammenfassen kann. Ich selbst fühle mich schier erschlagen von dem Missbrauch mit dem Missbrauch. Ich sorge mich um alle traumatisierten Menschen in diesem Land. Die unfassbar große Verbreitung der Verschwörung lässt kaum noch Raum für eine souveräne und kompetente Traumatherapie. Die Realität bekommt Atemnot, so breit hat sich die Parallelwelt der SRA-Anhänger bereits gemacht.

Es ist alarmierend und ich kann versichern, dass Nora und ich nicht müde werden, uns für Traumaopfer, die in Deutschland mittlerweile eindeutig gefährdet sind, einzusetzen!

Zum Weiterlesen:

Unterstützung durch Finanzierung erhält die Publikation „Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen“ (2018) durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Zitate:

Organisierte und rituelle Gewaltstrukturen können eine umfassende Kontrolle und Ausbeutung von Menschen durch Mind-Control-Methoden beinhalten. Die planmäßig wiederholte
Anwendung schwerer Gewalt erzwingt spezifische Dissoziation bzw. eine gezielte Aufspaltung der kindlichen Persönlichkeit. Die entstehenden Persönlichkeitsanteile werden für bestimmte Zwecke trainiert und benutzt. Ziel dieser systematischen Abrichtung ist eine innere
Struktur, die durch die Täter_innen jederzeit steuerbar ist und für die das Kind und später der
Erwachsene im Alltag keine bewusste Erinnerung hat
Quelle: Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen
Mind-Control:
Mind-Control ist die gezielte und geplante Kontrolle eines Menschen. Die Aufspaltung, Konditionierung und Programmierung beginnt sehr früh, oft ab Geburt (vgl. Absichtsvoll erzeugte DIS). Das Kind bzw. die Persönlichkeitsanteile lernen, dass jede Form von Eigeninitiative und Hilfesuche zwecklos ist und schwer bestraft wird.
Quelle: Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen

Falls dieses PDF irgendwann entfernt wird, hier die direkte Einsicht:

Im Weiteren zu dieser Publikation:

  • Unter dem Begriff „Ideologie“ wird auch der nie erwiesene Satanismus erwähnt (so auch auf Seite 29).
  • Unter „Programmierung“ werden Techniken beschrieben, die rein wissenschaftlich betrachtet, also erwiesenermaßen nicht möglich sind. Dazu gehört auch Mind Control.

Diese Publikationen werden finanziert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Das sind unsere Steuergelder!

8 Kommentare

  1. Diese persönlichen Schilderungen finde ich sehr gut zu lesen! Außerdem habe ich das Gefühl die Problematik nochmal aus einer anderen Sicht besser nachvollziehen zu können. Ebenso deine Artikel zur DIS, wobei es mir immer noch schwer fällt ein richtiges Verständnis dazu aufzubauen. Wenn man nach diesem Krankheitsbild sucht, landet man eben doch wieder bei den Vertretern der Theorie.

    Was Paula Rabe schreibt finde ich ebenso auf einer menschlichen Ebene problematisch, da Diskurs schlichtweg unmöglich wird. Wissen kann man sich nur dann aneignen, wenn man auch eigene Fehler in Betracht zieht. Dies scheint in diesen Kreisen nicht vorhanden zu sein, sondern führt eher zu einem Zirkelschluss, durch den man abgeschottet in seiner eigenen, kleinen Welt bleiben kann.
    Paula Rabe schreibt auf ihrer Seite, dass man die Idee eines runden Tisches fallen gelassen hat und sich quasi nur noch mit Gleichgesinnten abgeben möchte = die die gleiche Meinung haben.
    Der ganze Text liest sich für mich so, dass lediglich die eigene Sichtweise akzeptiert wird und alle anderen eben zu Tätern, Leugnern & Co gehören. Gilt diese Herangehensweise auf für die banalen Dinge des Alltags und man begegnet sich mit absoluter Kompromisslosigkeit?

    Spannend finde ich auch, dass es gerade zwei Gruppen unter Opfern zu geben scheint. Die einen wollen aufklären, schreiben Bücher, bilden sich in Traumaberatung fort usw. Die anderen sind traumatisierter als vorher.

    Was die Therapierenden betrifft … machen diese für sich auch mal Qualitätskontrollen? Wie hoch ist der Erfolg und wie viele Menschen werden erfolgreich in den Ausstieg begleitet? Selbst wenn die Thesen stimmen sollten, kann man zumindest den Therapieerfolg überprüfen.

    Inspiriert durch euren offenen Brief habe ich übrigens ebenfalls das/die UBSKM angeschrieben. Aufgrund der Themenüberschneidung ebenso Justiz-, Gesundheits- und Familienministerium.
    Das Justizministerium hatte meinen Brief an eine spezielle Unterabteilung weitergeleitet. Die Mitarbeiterin hat wirklich sehr ausführlich geantwortet. Das Problem war dort in der Form bekannt, dass man auf die Debatte im Bundestag, zu Sekten- und Psychogruppen (Jahre 1996 / 1998?), hingewiesen hat.
    Das Gesundheitsministerium hat das Problem gefühlt abgewürgt.
    Von Familienministerium und UBSKM kam bisher keine Antwort.

    Was für mich, als psychologisch Interessierter zusätzlich problematisch ist, dass Fachliteratur inzwischen ebenfalls total mit den Thesen verseucht ist, was es Laien und Anfängern schwer macht, sich vernünftig einzuarbeiten.

    Insgesamt möchte ich mich deinen Worten einfach nur anschließen!

    Bitte bleibt am Ball 🙂

    Liebe Grüße
    Sebastian

  2. Hallo Sebastian,

    Du stellst eine überaus wichtige Frage, die sich Opfer, welche erkannt haben, dass sie in der Therapie falsche Erinnerungen induziert bekamen, bereits seit Jahrzehnten stellen.
    Wer überprüft die Therapeuten?

    Ich möchte etwas zitieren, was ich in einem Forum fand, was seit heute früh – wahrscheinlich nur vorübergehend – down ist.

    _________
    »Der Staat hat wichtige Aufgaben an die Therapieszene abgegeben. Diese bedient sich wesensgemäß nicht der rechtsstaatlichen Mittel, weil sie eigentlich Seelsorger-Funktion hat.
    Gibt man ihr dennoch Macht, rechtliche Tatbestände zu beurteilen, schwächt man die Funktion des Staates.
    Sozialarbeiter sitzen heute mit Machtfülle ausgestattet, als Allein-Interpretatioren des kindlichen Willens in Gerichtssälen, das Urteil von Jugendamt Mitarbeitern gilt mehr als das von Gerichten, Richter beugen sich in ihren Urteilen den Urteilen von Therapeuten, Sozialarbeitern und Pseudoanwältin ohne juristische Ausbildung, sogenannten Jugendanwälten, das ist der Zeitgeist.
    Ein Rechtsstaat schätzt sich selbst inzwischen so wenig, dass er eine Art von Legislative und Exekutive Stück für Stück in die Hände von Therapeuten und hinter verschlossenen Türen abgibt.«
    _________

    Wenn die Seite wieder funktioniert, verlinke ich gerne dahin. Ich denke, dieses Zitat bringt etwas ganz Wesentliches zum Ausdruck, was noch immer und sogar zunehmend Realität ist.

    Und ja, wir bleiben definitiv am Ball. Vielen Dank für deine Rückmeldungen.

  3. Hallo Marvel,
    vielen Dank für das Zitat aus dem Forum! Falls dieses wieder erreichbar ist, bin ich an einem Link sehr interessiert.

    Aus meinen eigenen Erfahrungen heraus kann ich dem Kommentar teilweise zustimmen. Im Familienrecht sehe ich es genauso! Die gesetzlichen Vorgaben würden vielleicht sogar ausreichen, wenn man sich auch auf behördlicher Seite daran halten und bestehende Empfehlungen berücksichtigen würde.
    Verschiedene Untersuchungen der letzten Jahre haben ergeben, dass zwischen 50% und 75% der psychologischen Gutachten in familienrechtlichen Verfahren mangelhaft sind.
    Würde man sich bei der Erstellung solcher Gutachten an Empfehlungen bezüglich Mindestanforderungen orientieren, die übrigens durch das Bundesjustizministerium zur Verfügung gestellt werden, könnte man die Fehlerquote vermutlich auf einen Einstelligen Prozentwert reduzieren.
    Würden Richter*innen sich zusätzlich noch an eine „Prüfung von Amts wegen“ halten, wäre dies ein zusätzlicher Schutz vor Fehlern. Stattdessen begründet man Beschlüsse auf mangelhaften Gutachten.
    Verfahrensbeistände sehe ich zudem oft in einem Interessenskonflikt. Diese üben ihr Amt hauptberuflich aus und sind darüber hinaus vielleicht auch noch dafür zuständig, ihre Mandant*innen bei der Überführung in eine Pflegefamilie zu unterstützen. Befürwortet ein Verfahrensbeistand die Trennung von Eltern und Kind, kann durchaus ein finanzieller Vorteil oder eine finanzielle Abhängigkeit vorliegen. Dies hängt allerdings auch davon ab, wer genau Verfahrensbeistand ist … diese können alles zwischen Sozialpädagoge und Volljurist sein.

    Im Strafrecht sieht es etwas anders aus, wobei psychologischen Gutachten teilweise zu viel Vertraut wird.
    Gleiches gilt für Verfahren nach Opferentschädigungsgesetz, wobei hier schon genauer darauf geachtet wird. Interessant fand ich folgendes Urteil: LSG München, Urteil v. 09.01.2018 – L 15 VG 7/11.

    Es kommt in meinen Augen immer auf die Richter an, wie ein Ergebnis ausfällt. Insgesamt bin ich mir auch noch nicht sicher, wodurch die Probleme überhaupt entstehen. Ideologie, Faulheit, Überforderung, Unwissenheit, Vertuschung von Fehlern … halte ich alles für möglich.
    Ähnliches gilt in meinen Augen für Jugendämter, wobei die deutlich schwieriger mit Kritik umgehen. Protokoll- und Aktenfälschung habe ich hier wiederholt und an unterschiedlichen Ämtern erlebt. Wenn man auf Fehler hinweist, werden diese Hinweise (meiner Erfahrung nach) schlichtweg ignoriert. Änderungen im Protokoll weil dort etwas falsches steht? Mitnichten.
    In einem Fall wechselte die Zuständigkeit zwischen zwei Jugendämtern und die Mitarbeiter*innen des neuen Jugendamtes hatten sich nach einem Jahr noch immer nicht mit den Hintergründen eines Sorgerechtsentzug beschäftigt. Es wurden schlichtweg die bestehenden Anweisungen des vorherigen Jugendamtes übernommen … inklusive fragwürdiger Regelungen, die von anderen Gerichten bereits als verfassungsrechtlich bedenklich eingestuft wurden.
    Lese ich mir Berichte anderer Betroffener durch, waren die Abläufe dort ähnlich.

    Um zurück zu dem Beitrag zu kommen: Der Aussage schließe ich mich in dem Sinne an, dass ich die Justiz teilweise nicht für arbeits- und funktionsfähig halte.

    Sorry für die lange Antwort :-/
    Ansätze zur Verbesserung sind vorhanden, allerdings hält sich niemand daran und man darf sich von einem Prozess zum nächsten quälen.

  4. Hallo Sebastian,

    Vielen Dank für deine Zeilen.
    Entschuldige, dass ich so spät antworte. Ich hatte die Tage Familie bei mir und bin etwas platt 😉
    Ich möchte dir gerne noch die Links zusenden von dem Forum.
    Ich sehe gerade, es ist wieder down. Vorhin ging es noch. Es ist aber nichts zerstört, ich glaube, sie muss nur mal den Cache leeren.
    Das Forum ist von Karin Jaeckel.
    http://forum.karin-jaeckel.de/
    Dort in dem Bereich „Missbrauch mit dem Missbrauch“ ist es lohnenswert, sich intensiv umzuschauen. Lotosritter ist ein ziemlich kluger Mann, der wirklich Ahnung von der Materie hat und zudem schreibt auch eine Betroffene, die einst durch induzierte Erinnerungen traumatisiert wurde.
    Aus diesem Bereich stammt auch das obere Zitat, ich weiß nur noch mehr genau, aus welchem Thread.
    LG Marvel

  5. Hallo,
    ich persönlich glaube nicht an eine Verschwörung, weder in die eine Richtung (a la „Satanisten in den Eliten sind vernetzt und opfern Kinder“), noch in die andere Richtung (a la“ Therapeuten und vermeintliche Opfer sind weltweit vernetzt und wollen mit ihren Thesen Bibliotheken füllen“).
    Ich weiß nur, dass ich als Kleinkind Folterszenen gemalt habe, in denen Praktiken zu sehen sind, die ich nach langer Recherche nur in der Literatur zum Thema rituelle Gewalt wiederfinde. Und ich weiß, dass ich hin und wieder schwere dissoziative Symptone habe. Würde ich jemals sagen, ich habe rituelle Gewalt erlebt? Nein, ich habe keine Erinnerung an solche Dinge. Aber ich denke, es gibt sadistische Einzeltäter und organisierte Kriminalität und Kinderpornografie. Und für jede kinderpornografische Darstellung gibt es ein Opfer. Es sind viele! Es ist aus meiner Sicht enorm wichtig, sich von den oben genannten Extremen zu entfernen. Die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen.

  6. Hallo Marvel,
    vielen Dank für den Link.

    Lotosritter/Lotoskraft sagt mir etwas, wenn ich auch kein regelmäßiger Leser des Blogs bin.

    Die kritischen Artikel von Frau Jäckel, gegenüber Jugendämtern, gefallen mir schon mal. Skeptischer bin ich, wenn im Kummerkasten der Verein Wildwasser empfohlen wird. Zu diesem habe ich bisher eher negatives mitbekommen.
    Ein dort geteiltes Urteil des Bundesverfassungsgericht habe ich mir jedenfalls direkt mal notiert!

    Ein negativer Aspekt, der mir an mir selbst auffällt, dass das Thema ritueller Missbrauch es mir schwieriger macht wohlgemeinte und seriöse Hilfsangebote ernst zu nehmen. Das bestätigt sich dann für mich, dass dieser ganze Satanic Panic Mist eher schlecht für Aufklärung und Sensibilisierung im Bereich Missbrauch ist.

    Das Forum geht leider immer noch nicht, aber ich werde bei Gelegenheit erneut versuchen einen Blick hineinzuwerfen.

    Vielen Dank und erhol dich gut 🙂

  7. Hallo Sebastian,

    das Forum ist eigentlich auch nur noch ein Archiv, da es dort schon seit Jahren – scheinbar – keine Registriermöglichkeit mehr gibt.

    Ich bin inzwischen leider auch extrem misstrauisch fast allen Helfer-Vereinen gegenüber eingestellt. Das ist bedauerlich, da ich mal so ein Grund-Vertrauen darin hatte. Als ich mitbekam, was da wirklich läuft, ist ein Stück „Urvertrauen“ in mir zerbrochen. Ich bin sehr froh, dass ich keine Hilfe mehr benötige. Andernfalls wäre ich ziemlich aufgeschmissen.

    Hab noch einen schönen Abend. 😉

    LG Marvel

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