Autorinnen: Marvel Stella und Nora Sillan
Selten findet sich eine derart eindeutige Positionierung wie auf der Webseite des Salzburger Psychotherapeuten i.A. Mag. Florian Friedrich. Im Blog seiner Praxiswebseite wendet er sich in dem äußerst lesenswerten Artikel „Satanistische Verschwörungstheorien in der Psychotherapie“ ganz klar gegen die Verschwörungstheorie Satanic Panic.
Er selbst habe auf einer Online-Plattform durch eine andere Psychotherapeutin und Verschwörungstheoretikerin erlebt, als täterloyal bezichtigt zu werden. Für ihn sei erschütternd, schreibt er, dass auch namhafte Psycholog_innen und Psychotherapeut_innen diese Verschwörungstheorien vertreten und bringt als Beispiel Michaela Huber, die sich in ihrer Blase radikalisiert habe.
Friedrich spricht von Realitätsverzerrungen bei Therapeuten und dass diese in ihrer Blase keine Korrektur ihres Weltbildes mehr erleben: „Damit werden die Helfer*innen-Blasen, welche dem Verschwörungsnarrativ anhängen, selbst dem ähnlich, was sie zu bekämpfen glauben und handeln spaltend und sektiererisch.“ (ebd.)
Spaltungsprozesse wie ein geteiltes Weltbild in Gut und Böse, was sich bei Anhängern der Verschwörungstheorie zeigt, sind Anzeichen einer therapeutischen Gegenübertragung, schreibt Friedrich, die reflektiert gehören, um damit einen konstruktiven Umgang zu finden.
„Plakative Verschwörungstheorien und Urbane Legenden rund um Satanskulte sind jedoch eine hysterische (überdramatisierende) ausagierte Gegenübertragung auf komplexe Traumata, Traumafolgestörungen und Dissoziative Identitätsstörungen von Patient*innen, die bei den Betroffenen und deren Familien großen Schaden anrichten.“
https://www.psychotherapie-salzburg.de/satanistische-verschwoerungstheorien-in-der-psychotherapie
Eindeutige Behandlungsfehler also, da nicht ergebnisoffen und phänomenologisch gearbeitet wird. Denn:
„Anhänger*innen der Verschwörungstheorien schaden mit dem Schüren ihrer Mythen und Narrative unserer therapeutischen Arbeit, die immer einem phänomenologischen, hermeneutischen und wissenschaftlichen Weltbild verpflichtet ist. Dadurch läuft Psychotherapie Gefahr, nicht mehr ernst genommen zu werden.“
https://www.psychotherapie-salzburg.de/satanistische-verschwoerungstheorien-in-der-psychotherapie
Aus diesem Grund plädiert Friedrich für kontinuierliche, lebenslange Supervision.
Supervisionen für Therapeuten gehören zum Beruf dazu; für die, die sich als „alte Hasen“ wähnen, vielleicht sogar noch mehr als für die ganz Jungen, die noch bemüht sind, alles richtig zu machen und sich selbst hinterfragen. Genau das ist nämlich der Sinn einer Supervision: Sich selbst zu reflektieren, im Gespräch mit einer professionellen Person Krisen und Irrwege zu erkennen und Lösungen zu suchen.
Wer glaubt, alles zu wissen, zu können und dafür zuständig zu sein, alle anderen auszubilden, wer obendrein in den eigenen Reihen nur noch gelobhudelt, geehrt und auf ein unerreichbares Podest gestellt wird, der kann sehr leicht abbiegen. Vor allem, wenn man eine psychisch belastende Vorgeschichte hat, wie unter anderem Michaela Huber, die selbst schreibt, sie sei eine Betroffene.
Leider ist ausgerechnet Huber diejenige, die anscheinend glaubt (?), keine Unterstützung mehr zu benötigen, wenn es um Selbstreflexion geht. Sie gibt den Weg vor, etliche Fachkräfte folgen – die Kirche, mit der so viele Opfervereine verbandelt sind, freut sich: geht es doch mit ganzer Kraft gegen den „leibhaftigen Teufel“.
Da muss man sich ernsthaft fragen, in welchem Jahrhundert wir leben …
Was haben wir nun anstelle einer professionellen Supervision inmitten der deutschsprachigen Traumatherapie? Wir haben Therapeuten, die ihren eigenen Irrweg – oder auch bewussten Verschwörungsweg – mit dem Motto „Wir glauben den Patienten alles, weil nur das in einer Therapie zählt“ rechtfertigen.
Wir haben einen bestimmten Patientenkreis, der es sich auf die Fahne geschrieben hat, die eigenen Therapeuten auszubilden und ihnen entsprechenden den eigenen Vorstellungen, Ideen, Bedürfnissen den Weg zu weisen. Auf ihren Blogs beschreiben diese Patienten genau, wie sie das anstellen. Haben Therapeuten jedoch kein Interesse daran, werden sie aussortiert und als unfähig degradiert.
Derart Leitlinien einer Therapie vorzugeben liegt allerdings nicht in der Verantwortung der Patienten, denn sie sind psychisch krank und darauf angewiesen, dass Therapeuten souverän und professionell ihren Job machen, anstatt bei ihren Klient_innen Größenwahn zu erzeugen.
Dass es so weit gekommen ist, haben alle Therapeuten zu verantworten, die anstelle einer eigenen Supervision schwertraumatisierten und kranken Patienten das Zepter überreichen und diese leiten und dirigieren lassen. Dies geschieht bei weitem nicht nur in Therapiesettings, sondern sogar auf Ebene der UBSKM und des Betroffenenrats, wo diese Patientengruppen vorgeben, erklären und diktieren, wie ein ritueller (trotz „Geheimcode“ immer noch satanischer) Kult-Missbrauch auszusehen hat. In Folge wird dieses Narrativ in die Bevölkerung hineingetragen, von eben diesen Mitgliedern des Betroffenenrats in anerkannten Fachbüchern verbreitet und unterrichtet.
Das Ergebnis ist, dass wir es mittlerweile riskieren, eine Massenpsychose heranzuzüchten.
Während die Schweiz einen Hotspot nach dem anderen aushebelt, ändern bei uns die Verantwortlichen lediglich die Namen ihrer Seminare und machen weiter wie eh und je.
Mit den BigPlayern:
UBSKM und Aufarbeitungskommission
Was empfiehlt Friedrich als Fazit seines Artikels? Verschwörungsideologien-vertretende Therapeut_innen bei der Ethiksstelle zu melden:
„Sollten Sie als Patient*in an einen Psychotherapeuten/eine Psychotherapeutin geraten, der/die ihnen versucht, falsche Erinnerungen zu manipulieren, dann können Sie diese*n bei folgenden Anlaufstellen melden:
Berufsethisches Gremium des ÖBVP
Ethikkommission – Beschwerdestelle
Ethik-Kommission der Psychotherapeutenkammer Hamburg“
https://www.psychotherapie-salzburg.de/satanistische-verschwoerungstheorien-in-der-psychotherapie
Klare Worte, von denen zu hoffen ist, dass sie sich großflächig unter Fachkolleg_innen verbreiten.