Big Player im Ping-Pong-Spiel

Autorin: Nora Sillan

Eigentlich möchte man es kaum glauben: Allen Erkenntnissen zum Trotz, die nicht erst seit gestern über das Narrativ des (satanistisch-) rituellen Kultmissbrauchs ans Licht kommen, liest man folgende Empfehlung auf Twitter:

Es scheint als wäre die Aufarbeitung dieser Verschwörungstheorie in der Schweiz und den Niederlanden an der Aufarbeitungskommission spurlos vorübergegangen, bewirbt sie doch unhinterfragt den jüngsten Artikel der taz.

In seinem aktuellen Bericht zu diesem Thema verlinkt Bernd Harder ein Interview mit Dirk Bosse aus dem Skeptiker 2/2018, der über Ermittlungen in einem angeblich hochvernetzten Satanismus-Kult zusammenfasste: „So etwas gibt es nicht“. Der ehemalige Kriminalhauptkommissar verglich die Dynamik zwischen Patient und Therapeut bei diesem Narrativ mit einem Ping-Pong-Spiel:

Mir kam die Interaktion zwischen Therapeutin und Patientin wie ein Ping-Pong-Spiel vor. Mit jeder Vorlage der einen wurde die Reaktion der anderen darauf ausholender, heftiger, zielsicherer. Aber wer damit angefangen hat – darin haben wir keinen Einblick. Hat die Patientin ihre Betreuerin von der angeblichen Realität ihrer obskuren Schilderungen überzeugt? Oder hat die Therapeutin ihrer Patientin etwas eingeredet? Ich weiß es nicht.“

Quelle: GWUP-Blog

Nun scheint dieses Ping-Pong in letzter Zeit eine zusätzliche Dynamik zu bekommen: In einem Ballspiel landet – im übertragene Sinne – jeder Ball irgendwann einmal im Out. Aufarbeitungskommission und UBSKM sind jedoch nicht, wie man aufgrund ihrer Funktion annehmen könnte, unabhängiger Schiedsrichter.

Nein, im Gegenteil, die beiden Institutionen werden zu Mitspielern, beinahe zu einem big player, wenn es um die Einzementierung der Verschwörungstheorie geht, und bringen den Ball immer wieder ins Spiel zurück: Deren Ansichten, Meinungen und Social Media-Postings werden wie das Ass aus dem Ärmel geholt und als ultima ratio zitiert, um bei den Kritikern aufzutrumpfen und das Blatt zu wenden (oder es zumindest zu versuchen). Denn was UBSKM und Aufarbeitungskommission verbreiten, so der Tenor, könne ja nicht falsch sein.

Es wird Zeit, dass sich diese Institutionen den Erkenntnissen aus Forschung, Praxis und Gutachten stellen und ihrer Funktion nachkommen: den Missbrauch mit dem Missbrauch aufzuarbeiten.

Im Grunde gäbe es noch viel zu schreiben, aber Bernd Harder hat zu diesem aktuellen Ereignis alles Wesentliche auf den Punkt gebracht. Darum hier an der Stelle unbedingt eine Lese-Empfehlung:

„So etwas gibt es nicht“:
Ein Kriminalhauptkommissar über Ermittlungen
in einem Fall von satanistisch-rituellem Missbrauch
Bitte auch die Kommentare lesen.

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