Kürzlich wurde der Fachtag in München zum Thema rituelle Gewalt abgesagt. Wir haben darüber berichtetet:
Nun scheinen in Deutschland noch weitere Konsequenzen aus den Schweizer Vorfällen zu folgen. Konkret richten sich die Konsequenzen an Claudia Fliß („eine der dogmatischsten Verfechter:innen der Mind-Control-Theorie“, wie sie die WOZ Zeitung nannte) , die auch in dem „Untersuchungsbericht in Sachen Clienia Littenheid AG“ harsch kritisiert wurde. So beschreibt Prof. Werner Strik die Präsentationsfolien von Claudia Fliß, die ihrem Workshop zugrunde lagen, mit deutlichen Worten: Es ist „eine mystische Gruselwelt mit Phantasiefiguren (…) und eine völlig aus der Luft gegriffenen Erzählung von allmächtigen Tätern, die ihre Opfer mit übernatürlichen Fähigkeiten gezielt in verschiedene Persönlichkeiten aufspalten. Nicht nur aus wissenschaftlicher und fachlicher Sicht, sondern schon alleine mit gesundem Menschenverstand ist der Inhalt des Referats als grober Unfug zu bezeichnen, der allenfalls das Drehbuch eines drittklassigen Phantasy-Horrofilms inspirieren könnte.“ (Gutachten Clienia Littenheid S. 15 f.)
Auf Grund dieser Kritik aus dem Untersuchungsbericht wurde Fliß nun von der DeGPT Jahrestagung (die im Februar in Zürich gemeinsam mit der Psychotraumatologie-Tagung stattfindet) mit einer E-Mail ausgeladen, die von Betroffenen über Instagram geteilt wird:
Wortlaut in der veröffentlichten E-Mail:
„Sehr geehrte Frau Fliß, sehr geehrte Referetinnen,
wir wenden uns heute an Sie im Namen der DeGPT und des wissenschaftlichen Programm- Kommittees, der DeGPT Jahrestagung.
Wie Sie wissen, sind hier in der Schweiz gerade ausführliche Dokumentatioen und Untersuchungen im Gange zu Fehlbehandlungen von Patientinnen mit Traumafolgestörungen und dem Bezug zu ritueller Gewalt. Im Zuge dieser Berichterstattung und der veröffentlichten Gutachten ist das Konzept über „rituelle Gewalt“, so wie es von Ihnen vertreten wird, mehrfach sehr heftig kritisiert worden. Die Diskussion in der Schweiz ist zurzeit so virulent, dass insbesondere Institutionen und Kliniken unter intensiver öffentlicher Beobachtung stehen, wie sie mit dem Thema umgehen.
Nach Gesprächen mit der Direktion der Universitären Medizin Zürich und dem Universitätsspital Zürich als Mitveranstalter sowie dem Vorstand der DeGPT, müssen wir Ihnen daher mitteilen, dass wir Ihr „Symposium zur rituellen Gewalt – Nutzen und Schaden digitaler Medien für Betroffene organisierter Ritueller Gewalt“ im diesjährigen Tagungsprogramm herausnehmen werden.
Da wir die Diskussionen um das Thema und eine klare Positionierung durch die Fachgesellschaft wichtig finden, werden wir mit dem DeGPT Vorstand eine fachliche Information und Fragerunde zum Thema bringen.“
Mail an FClaudia liß von Birgit Kleim, Jochen Binder und Naser Morina
Wer jetzt annimmt, dass wir auf Grund der Konsequenzen applaudieren, irrt. Wir sehen hier keine Aufklärung und Aufarbeitung der Sachverhalte, sondern eine Vertuschung, bei der Claudia Fliß das Bauernopfer zu sein scheint, weil sie diejenige war, die namentlich im Schweizer Untersuchungsbericht kritisiert wurde.
Fliß war nicht die einzige, die die Verschwörung der Rituellen Gewalt im Sinne eines nationalen-internationalen satanischen Kults und Mind Control-Thesen verbreitet und bei Patienten angewendet hat. Sie war und ist durchaus eine der Haupt-Protagonisten, aber eben nur eine von vielen!
Mir scheint, es wird hier ähnlich ablaufen, wie in der Schweiz, wo einer dem anderen den „schwarzen Peter“ zuschiebt (darüber berichten wir in Kürze) und man sich gegenseitig beschuldigt, um heil aus der Sache herauszukommen: In letzter Konsequenz seien eben die Patienten schuldig und sie selbst – die Verantwortlichen – hätten ja gar nicht an diese Thesen geglaubt …
Bei den Patientinnen (die nur weiblich zu sein scheinen) gibt es auf Grund dieser Abläufe sehr viel Unverständnis, Aufruhr und Gegenwehr. Das ist unter anderem die Folge dessen, dass man Betroffenen, die sich als Opfer rituell-satanischer Kulte sehen, ganz oben – zum Beispiel im Betroffenenrat der UBSKM – mitentscheiden ließ.
Sogar Claudia Fliß sendet eine Mail auf direktem Weg an die Betroffenen, die mit dieser Mail an die Öffentlichkeit gehen.
Diesen privaten und sehr persönlichen Kontakt zwischen Fachleuten und Betroffenen betrachte ich schon seit sehr langer Zeit als überaus bedenklich. Siehe dazu auch meinen Artikel: Michaela Hubers Bindung zu den Traumaopfern.
Ist man nun tatsächlich davon ausgegangen, dass die Betroffenen still und leise akzeptieren, wenn sich das Blatt wendet und Köpfe rollen? Zuerst gibt man psychisch schwer kranken Menschen (was ich nicht abwertend meine) das Zepter in die Hand, sodass sie sich auf ein Podest gestellt fühlen, auf dem sie diktieren können, wie was zu sein und zu laufen hat und nun – wo es den Fachleuten an den Kragen geht – schließt man sie aus?
Wie wird sich das für die Patienten anfühlen, wenn sie ganz plötzlich nur noch Patienten sind und keine Entscheidungsträger:innen mehr? Versucht man sie hinzuhalten, bis ausreichend Gras über die Sache gewachsen ist?
Selbst wenn man jetzt zurückrudert und sich den Protesten der Betroffenen unterwirft: Es gibt kein Zurück mehr in die fast schon elitären Liga, die sich das Recht herausnimmt, zu bestimmen, wie dissoziative Identitäten ticken, wie sie entstehen und wie man sie zu behandeln hat! Man wird nie wieder die Tatsache entkräften und – im Betroffenenjargon – erklären können, Fliß ausgeladen zu haben, weil sie bedenkliche Thesen verbreitet. Wären diese Thesen wissenschaftlich wirklich und tatsächlich fundiert, dann wäre dieser Schritt jetzt niemals erfolgt. Das wird auch den Betroffenen klar sein: Selbst wenn man jetzt öffentlich zurückrudert. Die Betroffenen werden es öffentlich niemals zugeben, aber sie werden sich dessen definitiv bewusst sein.
Hierbei wird es kein Zurück mehr in die Unbekümmertheit bei der Verbreitung einer brandgefährlichen Verschwörung geben!
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