Autoren: Marvel Stella und Nora Sillan
Wer ist Till Randolf Amelung?
Vorweg möchte ich kurz schildern, wer Till R. Amelung ist, denn die meisten unserer Leser werden ihn wohl kaum zuordnen können.
Der im Jahr 1984 geborene Amelung ist freier Autor und Herausgeber des Sammelbands „Irrwege – Analysen aktueller queerer Politik“. Als trans Mann nimmt er in der queeren Szene, so aber auch in der Szene, die sich gegen die Genderpolitik positioniert, eine besondere Stellung ein.
- Auf Queer-Seite kann kaum jemand verstehen, dass der größte Kritiker (u.a. gegenüber dem Selbstbestimmungsgesetz) aus den eigenen Reihen kommt und
- auf der anderen Seite – unter anderem jene der TERF Szene – ist er die Vorzeige-Transperson, auf die man jederzeit verweisen kann, um gegen (vorzugsweise) trans Frauen zu argumentieren, was sehr selten ohne die entsprechend radikalen Feindseligkeiten vonstatten geht.
Auf Grund der kognitiven Dissonanz, die ich jedes Mal erlebt habe, wenn ich versucht war, mich mit ihm zu befassen, habe ich ihm nur sehr wenig Beachtung geschenkt – was vielleicht ein Fehler war, wenn man heute sieht, wie er sich zum Thema „Satanic Panic“ positioniert. Ich habe Amelung auch nur wenig beachtet, als er im Frühjahr 2023 in die GWUP eintrat und sich gleich mit jenen Mitgliedern verband, die einen fast schon fanatisch anmutenden bzw. zumindest sehr unangemessenen Kampf gegen die Critical Studies, insbesondere gegen die Gender- Studies und Identitätspolitik, führten. Diese Mitglieder sorgten innerhalb der GWUP für eine fatale Spaltung, die nun leider auch Einfluss auf die Aufklärungsarbeit hat, welche summa summarum bereits Jahrzehnte im deutschsprachigen Raum umfasst.
Auf Basis dieser GWUP-Spaltung (die genauen Hintergründe spielen bei diesem Thema nur eine nebengeordnete Rolle) bildete sich kürzlich eine neue Gruppierung mit dem Namen „Skeptische Gesellschaft“ (SkepGes), der auch Till Randolf Amelung angehört. Diese Gesellschaft eröffnete vor wenigen Tagen ihren YouTube Kanal mit einem Talk zwischen André Sebastiani und Till R. Amelung. Worum ging es? Buchautor und GWUP-Neumitglied Amelung hatte einen Vortrag zum Thema trans für die SkepKon im Mai 2024 eingereicht, der jedoch nun zurückgewiesen wurde. Grund war seine Unterstützung – beziehungsweise seine mangelnde Abgrenzung – von der Verschwörungstheorie rituelle Gewalt, die Amelung auf Twitter offen supportet.
Auf diesen Support, so auch auf das, was Amelung im Video erklärend zum Ausdruck bringt, inklusive einer Gefahr, die wir erneut wahrnehmen, gehen ich im Folgenden der Reihe nach ein.
Support auf Twitter / X
Als ich den Grund erfuhr, warum Amelung auf der Skepkon 2024 als Vortragender nicht zugelassen wurde, begann ich sogleich mit den Recherchen und staunte nicht schlecht: Er supportet auf Twitter vor allem eine Person, die bekannt dafür ist, nicht nur die satanische, sondern auch die moralische Panik zu verbreiten, inklusive der Mind Control-Theorie. Auch bringt sie regelmäßig professionelle und aufklärende Menschen in Verruf, stellt diese aus nicht nachvollziehbaren Gründen zur Rede und bringt sie mit Situationen oder Sachlagen in Verbindung, zumeist durch suggestive Fragen, die völlig absurd erscheinen. Letztendlich – und das macht sie wohl auch ein Stück weit glaubwürdig – versucht sie den Anschein zu erwecken, sie sei eine öffentliche Person bzw. Amtsinhaberin oder aber unterstützend mit Ämtern verbunden.
Konkret reden wir hier von Angelika Oetken, die sich aus persönlichen Gründen für Opferschutz einsetzt, was an sich lobenswert wäre, wenn es denn seriös vonstatten ginge. Allerdings ist hier das Gegenteil der Fall. So schreibt Oetken unter anderem:
„Infos zu Personen/Gruppen, die sich an der mit #SatanicPanic bezeichneten Diffamierungskampagne gegen Opfer Ritueller Gewalt und deren HelferInnen beteiligen: Absolute #Hörempfehlung! >Rituelle Gewalt, satanische Netzwerke: Verschwörungserzählung oder real?< Danke @DLF und @miweisfeld für diese hervorragend recherchierten, sehr sachlichen Audiobeitrag zu #RituelleGewalt und #Satanismus.“
Gepostet am 24.12.2023 – von Till R. Amelung gelikt, so auch weitere Beiträge in diesem fortlaufenden Thread
Der Tweet über den Audiobeitrag wurde von Amelung gelikt und sogar retweetet – genauso wie folgendes Posting, womit Oetken aufzeigen wollte, dass Jan Böhmermann in seiner Sendung über rituelle Gewalt schlecht recherchiert hätte:
„#MindControl: eine einfache Internetrecherche hätte u.a. auf ein von @stephenkinzer veröffentliches Buch geführt. Verlinkung zum Buch .“
gepostet am 11. 09. 2023 – von Amelung gelikt und retweetet
GWUP-Chefreporter Bernd Harder schrieb übrigens einen aufklärenden Hinweis unter das Posting von Stephen Kinzer, wo er auf das Scheitern der Bewusstseinskontrolle hinwies und darauf, dass MKUltra nicht dem entsprach, was sich Satanic-Panic-Anhänger unter diesem Begriff vorstellten.
Doch nicht nur Postings von Angelika Oetken zum Thema rituelle Gewalt wurden von Amelung befürwortet, sondern auch Tweets eines Users namens Sascha Silver, der sich sehr oft konkret in diesem Zusammenhang mit Oetken die Bälle zuspielt. Mit folgender Aussage positionierte sich Silver im August 2023 klar gegen die Aufklärungsarbeit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke und der GWUP – und erntete dafür ein Like von Till R. Amelung:
„Lydia Benecke ist seit 2012 Jugendschutzbeauftragte der SMJG e.V. u seit 2015 #gwup-Mitglied. Die am lautesten gg. Betroffene #rituelleGewalt, Therapeuten und @UBSKM bashen, kommen u.a. aus der Leder-Lack-Peitschen-Puppies-Szene.“
gepostet am 18. 08. 2023 – von Amelung gelikt
Man könnte an dieser Stelle noch sehr viel mehr Quellen einfügen: Beiträge, die ganz klar die Mind Control Theorie verteidigen, die die Satanic Panic unterstützen und Böhmermann unterstellen, sich über Opfer lustig zu machen. Unentwegt bekommen Angelika Oetken und zwischendurch auch Sascha Silver Support von Till Randolf Amelung, was unmissverständlich klar macht, welche Position er vertritt. Denn man likt nicht einfach so, weil das Gegenüber ein netter Mensch ist, sondern man likt und retweetet Beiträge, wenn man mit der darin geäußerten Meinung übereinstimmt.
(Foto lässt sich mit einem Klick erweitern)
Quelle: X/Twitter, 09.09.2023
Derartige Tweets, Retweets und Likes bildeten die Basis für die aktuelle Entscheidung über Amelungs Vortrag bei der SkepKon, worüber er sich mit André Sebastiani im eingangs erwähnten YouTube-Video austauscht.
Der Talk auf YouTube zwischen André Sebastiani und Till R. Amelung
Was Till Amelung unter Satanic Panic versteht, macht er zu Beginn des Videos deutlich: Kindermordende Eliten, QAnon, Pizzagate, Adrenochrom & Co sind die Beispiele für rituelle Gewalt im Zusammenhang mit Satanic Panic, die von Amelung genannt werden (vgl. Minute 2:52f.) Doch diese Phänomene machen nur einen kleinen Teil der gesamten Verschwörungstheorie aus. Das gewaltige Spektrum dieser seit den 1980er/90er Jahren grassierenden Theorie der rituellen Gewalt lässt sich nicht mit winzigen Splittergruppierungen erklären. Das Ausmaß und die Gefahr, die die Satanic Panic mit sich bringen, bleiben unerwähnt – eine Tatsache, welche eine mehr als oberflächliche Vorabrecherche seitens beider Personen des Talks nahelegt.
Ob Amelung an „Satanistenzirkel“ glaube, die organisierten rituellen Missbrauch betreiben, wird er im Verlauf des Interviews gefragt. Seine Antwort ist – und das verwundert doch etwas – kein klares Nein, wie man es von einem Skeptiker erwarten könnte, sondern eine begriffliche Relativierung: „Also zunächst mal, ich glaube nicht an sogenannte satanische Eliten im Stile von QAnon und sowas … was aber schon… oder sagen wir mal so, was aber schon ein Thema ist, wo ich glaube, dass man sich auf das, was an jetzt dargestellten Extremen, also das was wir da gerade als Verschwörungsideologie skizziert haben, dass das noch nicht alles zu dem Thema ist, was man sich angucken sollte.“ (Minute 05:16ff.)
Noch einmal das Wesentliche:
„… was aber schon ein Thema ist, …. dass das noch nicht alles zu dem Thema ist, was man sich angucken sollte.„ |
Jemand, der nicht einmal ansatzweise zu erklären vermag, was die These der rituellen Gewalt – ein Betriff der einst von Lawrence Pazder geprägt wurde – bedeutet, möchte, dass man genauer hinschaut? Wir gehen im Absatz „Die tatsächliche Form von rituellem Missbrauch“ näher darauf ein.
Nach diesem Fauxpas verweist Till R. Amelung auf die Aufarbeitungskommission – mit der Betonung, dass diese vom Bundesfamilienministerium unterstützt werde – und auf die Definition von ritueller Gewalt von der Webseite der UBSKM. Diese Definition halte er „durchaus für anwendbar und plausibel, wenn man sich auch andere Fallgeschichten in Erinnerung ruft. Also es gibt ja immer wieder mal dann Schlagzeilen, … da wird irgendein… da gibt’s eine … sozusagen Sekte, eine Minisekte, die vorher niemand kannte, und da wurden dann Leute, meistens Familienmitglieder, im Haus, im Grunde genommen gefangen gehalten, dann … dauert es nicht lange, dass dann, nach dieser Befreiungsmeldung, dann in den Details irgendwann auch das Thema sexueller Missbrauch, sexuelle Gewalt auftaucht. (Minute 08:12ff.)
Und genau hier erkennt man erneut die Gefahr, die von einer politisch öffentlichen Stelle wie der UBSKM ausgeht: nämlich die Glaubwürdigkeit, die sie nach außen hin vermittelt. Man muss in die Materie weit eingearbeitet sein bzw. die Personen im Betroffenenrat kennen und somit wissen, dass starke Vertreter der Satanic Panic von Beginn dabei gewesen sind, die das Geschehen lenken und beeinflussen. Wir empfehlen dringend (!) folgende Seite zu lesen, um sich ein Bild darüber zu machen, inwieweit das Netzwerk der Satanic Panic vor allem in den Betroffenenrat der UBSKM eingedrungen ist:
Es ist schlimm genug, dass Personen, die 2023 neu in die GWUP eingetreten sind (Till Amelung), das Narrativ der rituellen Gewalt fördern, anstatt sich klar gegen Verschwörungstheorien zu positionieren. Ganz und gar unredlich ist aber die Tatsache, dass GWUP-Vorstandsmitglieder wie André Sebastiani die jahrelange, mühevolle und keineswegs ungefährliche Arbeit des Vereins torpedieren. Dazu weiter unten mehr.
Ein Vergleich, der keiner ist
Von der Argumentation bemüht Amelung im Video weiters den Vergleich mit der Sekte Colonia Dignidad. Dass er jedoch in die Materie nicht genau eingearbeitet sein kann, zeigt bereits seine falsche Aussprache des spanischen Begriffs in Minute 9:36 des Interviews: Das Wort „Colonia“ wird korrekterweise nicht auf i, sondern auf dem zweiten o des Wortes betont – eine Tatsache, zu welcher man nicht unbedingt der spanischen Sprache mächtig sein muss, sondern wo es genügt, eine der zahlreichen und hervorragenden Dokumentationen (z.B. von Arte) gesehen zu haben, die den Begriff durchgehend korrekt aussprechen.
Auch inhaltlich ist der Versuch, den Begriff rituelle Gewalt mit den brutalen Missbrauchsgeschehen in der Sekte rund um Paul Schäfer zu untermauern, nicht haltbar. Dass es brutale Gewalt in Sekten gibt, ist unbestritten und wird auch von keinem geleugnet. Doch diese Fakten haben mit der ursprünglichen Definition von ritueller Gewalt nichts zu tun: Trotz aller Begriffsaufweichungen und immer weitläufigeren, bewusst verwässernden Definitionen (siehe dazu: „Codierte Geheimsprache„) wissen alle Beteiligten genau, wovon die Rede sein soll, ohne das Wort „satanistisch“ in den Mund zu nehmen.
Neben dem Vergleich mit der Colonia Dignidad ist eine weitere Aussage Amelungs faktisch nicht haltbar: Till Amelung betont, dass „in der Kombination mit der sogenannten False Memory auch Traumatherapie und Traumatherapeuten in Bausch und Bogen unter Generalverdacht gestellt werden, komplett als unseriös dargestellt werden“ (Minute 11:53 f.). Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Niemand hat je Traumatherapie per se verunglimpft, im Gegenteil. Dass es in den ganzen jahrelangen Aufklärungen darum geht, vulnerable Patienten vor suggestiven Fehltherapien zu schützen, scheint Amelung komplett entgangen zu sein.
„Die tatsächliche Form von rituellem Missbrauch“
Moderator Sebastiani scheint im Interview übrigens Amelungs Sichtweise über rituelle Gewalt zuzustimmen: „Wenn ich alles über den Kamm Satanic Panic schere, laufe ich Gefahr, dass ich vielleicht und wenn … selbst wenn das nur Einzelpersonen sind, die von der tatsächlichen Form von rituellem Missbrauch betroffen sind, laufe ich Gefahr, dass die vielleicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden oder nicht ernst genommen werden.“ (Minute 11:25f.) Aber: Welche „tatsächliche (!) Form des rituellen Missbrauchs“ meint Sebastiani, wenn er von etwaigen Einzelpersonen spricht und warnt, nicht alles „über den Kamm Satanic Panic zu scheren“?
Auch betont André Sebastiani im weiteren Verlauf des Talks, „dass man hier und da mal über den Tellerrand hinausschauen muss und daran dann auch seine Argumente schärfen müsste“ (Minute 19:36f.).
Hierzu sei klar gesagt: Diese Verschwörungstheorie wird seit Jahrzehnten von Experten unterschiedlicher Fachgebiete (u.a. Juristen, Psychologen, Psychiater, Kriminologen, Polizeibeamten, Staatsanwälten usw.) unter allen Gesichtspunkte intensiv beforscht und untersucht. Diese Experten tun weitaus mehr, als nur „über den Tellerrand zu blicken“. Manche Fälle, die als satanistischer Missbrauch gemeldet worden waren, wurden über zehn Jahre intensiv untersucht, siehe hierzu z.B. einen Artikel der Berliner Zeitung aus dem Jahr 2003. Alle Protagonisten, die in diesem Artikel vorkommen und über satanistische Kultverbrechen sprechen, sagen heute „rituelle Gewalt“ dazu, doch die Begriffsverschiebung ändert nichts am Inhalt der Verschwörungstheorie.
Dieses Wissen kann als Allgemeinwissen vorausgesetzt werden, wenn man langjähriges GWUP-Mitglied ist und im Vorstand sitzt. Zudem wurde dieses Thema bereits 2018 auf der SkepKon behandelt, bei der sogar der ehemalige Kriminalhauptkommissar Dirk Bosse aufgetreten ist. Siehe:
- SkepKon 2018: Verschwörungstheorie: Vom satanisch-rituellen Missbrauch
- GWUP-Artikel: „So etwas gibt es nicht“.
Dissenting opinion?
Um mit einem Zitat von André Sebastiani noch einmal zum geforderten Tellerrandblick zurückzukommen: „Es gibt zur Satanic Panic keine Meinung, über die der Verein einmal abgestimmt hätte. Es gibt einige prominente Mitglieder, die dazu arbeiten, die dazu auch publiziert haben und … gut, da gab es keinen großen Widerspruch, deshalb darf man annehmen, dass wahrscheinlich auch große Teile des Vereins das teilen. Ich wüsste jetzt aber nicht, dass man dazu keine abweichende oder auch differenziertere Meinung haben dürfte.“ (Minute 14:53 ff.)
Wenn also André Sebastiani davon spricht, dass es keine Abstimmung über eine Meinung gebe, scheint er zu vergessen, dass es bei dieser Verschwörungstheorie nicht um Meinungen, sondern um Fakten geht. Wird hier also eine dissenting opinion zu einer bereits erfolgreich debunkten Verschwörungstheorie gefordert? Selbstverständlich kann man zu Verschwörungstheorien alternative Meinungen haben – genauso wie man an UFOs und Alienentführungen glauben kann. In so einem Fall stellt sich jedoch die Frage, was man dann in einer Einrichtung wie der GWUP verloren hat. Gegenüber erwiesenen Verschwörungstheorien, die von Experten bereits in jeglicher Hinsicht debunkt sind, kann es keinen Tellerrandblick mehr geben – das würde nicht nur sämtliche Aufklärungen, sondern auch die GWUP als Verein ad absurdum führen.
Beitragsfoto Quelle: Der Talk auf YouTube zwischen André Sebastiani und Till R. Amelung
Puh … vielen Dank für das Aufdröseln der ganze Story. Scheint ja nicht wirklich reflektiert zu sein der gute Mann.
Ich habe in den vergangenen einige Gespäche mit Till Amelung verfolgt bzw. verschiedene Texte von ihm verfolgt. Er ist sehr reflektiert, was das Thema Trans angeht oder die Probleme, die von blindem identitätspolitischen Aktivismus ausgehen. Till ist weder ein Token noch transfeindlich (oh, diese Ironie), wie ihm von manchen Personen vorgeworfen wird.
Bei seinen Aussagen zu „Satanic Panic“ mag er falsch liegen. Ich kann es nicht beurteilen, da ich zu wenig Wissen zu dem Thema habe. Aber dann wäre ein klärendes Gespräch zwischen ihm und dem GWUP-Vorstand weitaus besser angesagt gewesen, um ihm über eventuelle Fehleinschätzungen aufzuklären, statt ihn par ordre du mufti im Anschluss an eine „offense archaeology“ von der Skepcon auszuschließen.
https://newcriterion.com/issues/2018/12/offense-archaeology
Da ich mich mit Transaktivismus nicht auskenne, kann ich dazu nichts sagen. So hätte er es auch mit dem Thema Satanic Panic machen können.
Herr Amelung hat sich in meinen Augen nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigt. Bei Frau Oetken weiß ich, dass sie gerne dekontextualisiert. Sowas hätte er merken können.
Als Aktivist mit entsprechender Reichweite erwarte ich in der Hinsicht, dass man sich der damit verbundenen Verantwortung bewusst ist, wenn man sich öffentlich zu etwas äußert.
Die Definition die er vorgelesen hat, spiegelt nicht im Ansatz wider, was in den Ausarbeitungen der UBSKM steht, welche auch an das Familienministerium weitergeleitet werden.
Das ein klärendes Gespräch sinnvoll wäre, sehe ich auch so. Ob dies vorher stattgefunden hat kann ich nicht beurteilen.
Richtiger hätte ich es auch gefunden, wenn ein Ausschluss mit dem Thema zusammenhängt, welches vorgetragen werden sollte.
@RPGNo1:
Wie bereits im Artikel geschrieben: Ohne eine klare Abgrenzung zu jeglichem Support für Verschwörungstheorien würde sich die GWUP als Aufklärungsinstitution selbst ad absurdum führen – und da es geht um weit mehr als „nur“ Credibility (wobei das alleine schon genug wäre).
Übrigens: Das hat null mit offense archeology zu tun. Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen: einerseits einen Vortrag für einen Verein halten, der seit Anbeginn Verschwörungstheorien debunkt und andererseits eine der debunkten Verschwörungstheorien offen unterstützen. Sollte eigentlich selbsterklärend sein.
PS: Du schreibst, dass du es „nicht beurteilen kannst“, ob er falsch liegt. Da du sehr oft unter den Beiträgen des GWUP-Blogs zum Thema Satanic Panic kommentierst, verweise ich dich zwecks Urteilsbildung gerne dorthin.
@Nora
Hast du dir André Sebastianis Gespräche mir Till Amelung und Christian Weymayr angesehen, in welchem Tills Ausladung thematisiert wurde? Die Aussagen aller beteiligten Personen widersprechen deutlich dem, was ihr im Artikel behauptet.
hxxps://www.youtube.com/@SkepGes
Wie ich bereits Sebastian schrieb: Ein klärendes Gespräch wäre vorher besser angesagt gewesen. Das gilt für den GWUP-Vorstand ebenso wie euch. Und das sage ich in aller Höflichkeit.
Dein Einwand geht komplett am Thema vorbei.
Erstens: Welche Aussagen widersprechen welchen im Artikel angesprochenen Themen? Wenn du schon so einen Vorwurf erhebst, dann bitteschön seriös und nachvollziehbar mit Quelle.
Zweitens: Ein klärendes Gespräch wurde unsererseits am 18.1. 24 auf X anlässlich eines Tweets zur Böhmermann-Sendung gesucht – bis heute ohne Antwort (siehe: https://x.com/marv_stella/status/1747882466092740915?s=20)
Drittens – und hiermit kommen wir zum Bereich Satanic Panic:
Es geht in casu nicht darum, dass jemand vor zehn Jahren etwas geliked hat, wo etwas Problematisches dabei sein könnte, wie Sebastiani gegen Schluss des Videos als Beispiel bringt.
Die Likes und Retweets von Amelung sind aus jüngster Vergangenheit und unterstützen offen Anhänger des rituelle Gewalt-Mind Control Narrativs, über das die GWUP in ihren Veröffentlichungen aufklärt.
André Sebastiani sagt, Amelung habe ihm in einem Gespräch „sehr glaubhaft versichern können, dass er überhaupt nicht an die klassische Satanic Panic glaubt, sondern da ganz andere Hintergründe hat, warum er diese Tweets geliked und geteilt hat und eben kein Anhänger dieser Verschwörungstheorie ist.“ (Minute 16.49 f.)
Problematisch ist hier alleine schon die Formulierung „klassische“ Satanic Panic: Wer sich eingehend mit diesem Thema beschäftigt, weiß, dass es laufend Begriffsverschiebungen und Neubenennungen gibt und die „klassische“ Satanic Panic (Stichwort: McMartin preschool trial etc.) nur mehr eine kleine Facette dieser Verschwörungstheorie abbildet.
Zudem dürfte es eigentlich nicht um persönliche Themenpräferenzen gehen: Christian Weymayr sagt zur Satanic Panic, dass diese in seinen Augen nur „ganz, ganz, ganz am Rande eine Rolle“ spiele, bzw. konkretisiert wenig später auf die Formulierung „für mich überhaupt keine Rolle“ (Minute 18 f.). Das ist sein gutes Recht als persönliche Meinung, verkennt allerdings die Gesamtproblematik des Themas. Als Beispiel für das Recht und die Pflicht, einen Persönlichkeitscheck einzubeziehen bringt Weymayr „knallharte Holocaustleugner“. Von diesen Extremfällen kann man jedoch nicht im Umkehrschluss abstrahieren, dass Verschwörungstheorien, durch die erwiesenermaßen vulnerable Personengruppen enorm zu Schaden kommen, unter „kleinste Dinge, die einen gegen den Strich gehen“ subsumiert werden können.
Und genau hier liegt der springende Punkt: Geht man alleine von der historischen Entwicklung der Satanic Panic aus bzw. bei der alleinigen Betrachtung von Randerscheinungen wie QAnon und Pizzagate, kann man zu dem falschen Schluss kommen, diese Verschwörungstheorie wäre ein alter Hut oder nicht ganz so brisant wie andere.
Das zeigt jedoch nur eines: nämlich mangelnde Fachkenntnis bei diesem Thema. Oder – so könnte man glatt mutmaßen – werden etwa die Auswirkungen deswegen als nicht so brisant angesehen, weil vornehmlich Menschen mit psychischen Erkrankungen an den Folgen der Verschwörungstheorie leiden? Träfe dies zu, wäre es Ableismus in Reinkultur.
Ich brauchte keine 10 Minuten, bis mir beim Gespräch mit André Sebastiani klar war, dass Amelung im günstigsten Falle eine naive Haltung zur Satanic Panic hat, wahrscheinlich aber schlicht und einfach das Thema nicht im Mindesten durchdrungen hat. Und ja, hier geht es nicht um „Meinung“, und auch nicht um „Meinungsvielfalt“ in einem Verein wie der GWUP. Genauso, wie es beim Thema Homöopathie nicht um „Meinung“ geht.
Der GWUP-Blog allein mit all seinen Referenzangaben ist eine exzellente Quelle zum Thema. Ein Neumitglied sollte schon mal auf die Idee kommen, sich da schlau zu machen, bevor man dazu gar in einem Video auftritt.
All das ist sehr schräg und unschön. Ob es richtig, sinnvoll, angemessen oder was auch immer ist, ihn wegen seiner Likes und Shares von der Skepkon, zumal mit einem ganz anderen Thema, fernzuhalten, da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher. Schwierig. Es ist kein neues Phänomen, dass es viele sogenannte „selektive Skeptiker“ gibt, die nur so lange kritisch denken, wie es um einen ihnen genehmen Topic geht. Die gibts auch in der GWUP. Mir ist selbst mal passiert, dass nach einem meiner Artikel im „Skeptiker“ jemand aus der GWUP ausgetreten ist. Mit mir diskutiert oder einen Gegenentwurf eingereicht hat der nicht. Da kann man nichts machen.
Nur solle man, da bin ich dabei, „keine Ahnung“ nicht zur schützenswerten „Meinung“ erheben. Bestimmt nicht innerhalb der GWUP. Das kann ich nur unterstreichen.