Spiegel: Follow-Up Bericht über rituelle Gewalt

Der Spiegel veröffentlicht in seiner aktuellen Ausgabe ein lesenswertes Follow-Up zur Reportage über Satanic Panic und Mind Control aus dem März. Inzwischen sind drei Monate vergangen, doch die Konsequenzen in Deutschland sind – verglichen mit der Schweiz nach den dortigen Skandalen – eher verhalten. Neben der Schließung der Beratungsstelle des Bistum Münster wurde, wie der Spiegel nun berichtet, von der Psychotherapeutenkammer NRW ein Berufsvergehen jener Therapeutin erkannt, deren Behandlung das Nachrichtenmagazin vor drei Monaten aufgedeckt hatte.

Der aktuelle Spiegel-Artikel interviewt die Schweizer Psychologin Prof. Dr. Susanna Niehaus, die jüngst einen Fachartikel zum Thema Sexualstrafverfahren und rückwärtsgewandte Entwicklungen publiziert hat, wo sie u.a. die von Nick, Briken et. al herausgegebenen Studien kritisiert und deren methodische Schwächen systematisch aufzeigt.

Es sei besorgniserregend, so Niehaus im Spiegel, dass Kritik bei den zuständigen Stellen einfach abpralle. Dieses Phänomen der Kritikresistenz zeigt sich auch in den Attacken, mit denen gewisse Traumafachverbände und Opfereinrichtungen auf die Spiegel-Berichterstattung aus dem März reagierten (siehe hierzu auch: Der Betroffenenrat nimmt (nochmals) Stellung)

Problematisch ist vor allem auch, dass sich man sich von offizieller Seite nicht vom Narrativ Mind Control-rituelle Gewalt distanziert, sondern dieses in u.a. geförderten Publikationen, Webseiten und Kurzfilmen etc. perpetuiert, wie der Spiegel Susanna Niehaus zitiert:

„Solche Thesen würden in Videos, Broschüren oder Studien verbreitet, »ohne Quellen, ohne
Belege und besonders schlimm: teilweise sogar finanziert von der Regierung«.

Quelle: Der Spiegel, 09.06.2023

Auf eine klare Stellungnahme seitens des Familienministeriums wartet man bislang vergeblich, dort wird lediglich von „unterschiedlichen Positionen“ gesprochen:

Aus dem Bundesfamilienministerium heißt es, man nehme wahr, dass es »unterschiedliche Positionen« zu dem Thema rituelle Gewalt gebe. Kein Wort darüber, dass das Ministerium über Jahre mitgeholfen hatte, offensichtlichen und gefährlichen Unsinn zu verbreiten. Und bislang keine Anzeichen macht, das anzuerkennen.“

Quelle: Der Spiegel, 09.06.2023

Auch Kerstin Klaus, amtierende Missbrauchsbeauftragte UBSKM, antwortete dem Spiegel auf dessen Anfrage bis Redaktionsschluss nicht, wie das Magazin festhält.

Damit liegt es weiterhin an engagierten Journalist_innen, Medien und Fachleuten, thematisch am Ball zu bleiben und immer wieder auf dieses Verschwörungsnarrativ hinzuweisen: Und zwar so lange, bis auch hierzulande die Gefahren dieses Konstrukts von politischer Seite anerkannt und Fehlbehandlungen entsprechend aufgearbeitet werden.

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare

  1. Dass solche Themen politisch nicht wahrgenommen werden ist in meinen Augen nicht weiter verwunderlich, da wir zusätzlich einen „Fachkräftemangel“ haben, der sich klar gegen sowas positioniert.

    Die VertreterInnen der RG-MC These stehen anschließend der Politik beratend zur Seite.

    Dieses Totschweigen ist echt zum kot*** und die Resonanz zu dem Thema sehe ich aktuell schwindend, weil die Leute alle ihre eigenen Probleme haben.

    Danke dass Ihr irgendwie noch am Ball bleibt, trotz Pause und „Projektbeendigung“!

  2. ….weil nicht sein kann, was nicht sein darf !
    Hier liest sich nichts, als die Diffamierung von Opfern ritueller Gewalt !
    Dir und deiner community empfehle ich eine Recherche im Darknet !!!

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