Monokultur in der Traumatherapie

Der Umgang mit dem Thema „Rituelle Gewalt-Mind Control“ in Deutschland offenbart noch immer erhebliche Defizite in der kritischen Auseinandersetzung. Dies ist das Resultat eines über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerks, das wie ein geschlossenes System funktioniert. Innerhalb dieses Gefüges arbeiten Opfervereine, Traumatherapeut:innen und sogar staatliche Stellen, beispielsweise Aufarbeitungskommission und UBSKM, eng zusammen.

Ein zentraler Aspekt dieses Netzwerks ist die starke Prägung vieler Traumatherapeut:innen durch eine kleine Gruppe von Schlüsselfiguren, allen voran Michaela Huber. Ihre spezialisierten Ausbildungskurse zu Traumafolgestörungen und Dissoziation dominieren den Bereich der Traumatherapie in Deutschland. Diese Dominanz hat zu einer Art Monokultur geführt, die kritische Reflexion erschwert bzw. beinahe unmöglich macht.

Diese strukturellen Gegebenheiten haben weitreichende Konsequenzen: Der Traumatherapie in Deutschland fehlt ein Raum für alternative Sichtweisen, die notwendig wären, um ein umfassenderes und differenziertes Verständnis von Traumafolgestörungen zu entwickeln.

Die Probleme im Detail

Grundannahmen, die innerhalb des bestehenden Netzwerks geteilt werden, werden selten kritisch hinterfragt, was zu blinden Flecken führt. So wird die Theorie der rituellen Gewalt auch heute noch in Fachkreisen oftmals unkritisch übernommen und ohne ausreichende Prüfung an Betroffene weitergegeben. Einflussreiche Schlüsselfiguren wie Michaela Huber und das zu ihr gehörige Netzwerk haben dabei eine Gatekeeping-Rolle entwickelt, die es erschwert, alternative Ansätze zu fördern. Wer sich gegen diese dominanten Strukturen positioniert, läuft Gefahr, isoliert oder sogar angefeindet zu werden, zum Beispiel die Psychologin Lydia Benecke. Diese Dynamik macht es nahezu unmöglich, alternative Ansätze zu vertreten, ohne mit massivem Gegenwind rechnen zu müssen.

Für (DIS-)Betroffene, die Unterstützung suchen, kann diese einseitige Sichtweise problematisch sein und sie laufen Gefahr, in ein Netzwerk eingebunden zu werden, das ihnen nur begrenzte Behandlungsansätze bietet. Dies führt außerdem dazu, dass andere Traumata, wie häusliche Gewalt oder emotionale Vernachlässigung, in den Hintergrund geraten. Zudem verstärkt das Narrativ der rituellen Gewalt eine Mystifizierung, die es Betroffenen erschwert, gesellschaftlich ernst genommen zu werden.

Ein weiteres Problem liegt in den Interessenkonflikten, die durch die Einbindung von Vertreter:innen dieser Netzwerke in öffentliche Institutionen entstehen. So befinden sich beispielsweise im Betroffenenrat der UBSKM immer mal wieder Personen (aktuell auch im Landesbetroffenenrat RLP), die aktiv das Narrativ der rituellen Gewalt verbreiten. Diese Positionen ermöglichen es ihnen, ihre Agenda unter dem Deckmantel der Betroffenenvertretung weiter voranzutreiben. Ein bezeichnendes Beispiel für die Macht dieser Netzwerke ist der Fall Jan Böhmermann. Seine kritische Sendung zu diesem Thema im September 2023 wurde nach einer Flut an Beschwerden nicht nur aus dem Netz entfernt, auch wurde eine neue Sendung gar nicht erst zugelassen, um neue Beschwerden zu verhindern. Siehe: Unter Verschluss – Wie das ZDF Aufklärung zum Thema „Mind Control“ verhindert.

Das Netzwerk traumatherapeutischer Monokultur

Das ist ein deutliches Warnsignal dafür, wie empfindlich das System auf Kritik reagiert. Statt eine sachliche Auseinandersetzung zu fördern, wird offenbar systematisch daran gearbeitet, kritische Stimmen zu unterdrücken. Wenn die gesamte traumatherapeutische Landschaft in Deutschland von den Narrativen und Strukturen geprägt ist, die Michaela Huber und viele andere etabliert haben, stellt sich die Frage, wie junge Generationen überhaupt einen alternativen Weg finden könnten. Die vorherrschenden Narrative über rituelle Gewalt, satanische Panik und strukturelle Dissoziation sind so weit verbreitet, dass sie auch heute noch nach all der Aufklärung fast als „Pflichtlektüre“ angesehen werden. Sie sind fest in die Ausbildungs- und Praxislandschaft integriert und werden oft nicht hinterfragt. Das schafft ein Klima, in dem offene Diskussionen kaum möglich sind.

Es ist erschreckend, dass sich in den letzten 30 Jahren so wenig in der Traumatherapie geändert hat – vor allem, wenn man bedenkt, wie sich unser Wissen über Trauma und psychische Gesundheit in den letzten 30 Jahren weiterentwickelt hat. Dass ein solches Netzwerk an traumatherapeutischer Monokultur, das auf fragwürdigen Grundlagen basiert, immer noch so viel Einfluss hat, zeigt, wie tief solche Strukturen verwurzelt sein können – mit fatalen Folgen: Dieser Entwicklungsstillstand verhindert Innovationen, perpetuiert falsche Narrative und kann für Betroffene retraumatisierend wirken. Ein System, das sich so sehr auf alte Dogmen stützt, erstickt den Raum für Kritik und Fortschritt.

Zukünftige Chancen und Hindernisse

Trotz dieser Herausforderungen gibt es durchaus Hoffnung auf Veränderung. Insbesondere internationale Einflüsse könnten dazu beitragen, auch in der deutschen Traumatherapie, denn durch soziale Medien und unabhängige Plattformen wird es zunehmend einfacher, alternative Sichtweisen und kritische Debatten öffentlich zugänglich zu machen. Ein weiterer Hoffnungsschimmer liegt in der Rolle der Betroffenen selbst. Wenn immer mehr Menschen öffentlich sagen: „Diese Therapieansätze spiegeln nicht meine Realität wider“, könnte das den Druck auf die etablierten Strukturen erhöhen. Ihre Stimmen könnten ein wichtiger Anstoß für Veränderungen sein. Skeptiker:Innen und Betroffene, die auf diese Dynamiken hinweisen, leisten also einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit.

Es ist oft effektiver, einzelne Menschen zu sensibilisieren und kritisches Denken zu fördern, anstatt das große System direkt anzugreifen, also eine Art Aufklärung im Kleinen. Allerdings begegnen Kritiker:Innen heute genauso wie damals heftige Angriffe und Diffamierungen. Ein typisches Muster solcher Netzwerke ist, Kritiker:Innen als „Täterunterstützer:Innen“ oder „Täter:Innen“ zu brandmarken, um das System gegen jede Hinterfragung zu schützen. Diese Dichotomie zwischen „Gut“ und „Böse“ erschwert eine offene Diskussion erheblich.

Eine der größten Hürden bleibt jedoch die Situation junger Therapeut :innen. Viele von ihnen sind stark vom Aufbau der Netzwerke abhängig, da die meisten Weiterbildungen und Karrieremöglichkeiten innerhalb dieser Strukturen stattfinden. Es gibt schlichtweg zu wenige Alternativen, sodass viele gezwungen sind, die dominante Erzählung zu übernehmen, um beruflich Fuß zu fassen. Gleichzeitig spüren sie den sozialen Druck, sich anzupassen, da Kritik oder abweichende Meinungen oft mit Ausgrenzung oder Anfeindungen beantwortet werden.

Es bedarf also vielfältigerer Ausbildungen für eine neue Generationen von Therapeut:innen, die zu einer offeneren Haltung gegenüber alternativen Ansätzen führen. Traumatherapeut:innen, die sich bewusst von solchen Verschwörungstheorien distanzieren, könnten langfristig ein Gegengewicht bilden.

Fazit

Eine schnelle und radikale Veränderung der traumatherapeutischen Landschaft ist zwar unwahrscheinlich, doch das bedeutet nicht, dass keine Hoffnung besteht. Es sind die kleinen Schritte, die langfristig Großes bewirken können. Mutige Stimmen und Kritiker :innen sind entscheidend, um den Diskurs anzuregen. Wenn junge Therapeut:Innen innerhalb der bestehenden Strukturen neue Ansätze einbringen und sich durchsetzen, könnten sie langfristig wichtige Impulse für Veränderungen geben. Unterstützende Netzwerke aus Betroffenen, kritischen Wissenschaftlerinnen und Therapeutinnen könnten ebenfalls dazu beitragen, ein Gegengewicht zu den etablierten Strukturen zu bilden. Der Weg ist steinig, aber notwendig, um die fatalen Folgen dieser jahrzehntelangen traumatherapeutischen Monokultur aufzubrechen.


Weitere Beiträge über Traumatherapien und alternative Ansätze folgen.

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