Ein Rückblick: Vertrauen, Täuschung und die Inszenierung als Multiple Persönlichkeit
In dem Artikel geht es mir darum, noch einmal die Notwendigkeit zu betonen, (DIS) Artefakte zu erkennen und deren gefährliches Treiben zu verhindern. Um diesen Artikel zu schreiben, habe ich meinen eigenen Erfahrungsbericht zur Hilfe genommen, den ich im Jahr 2005 verfasst habe. |
Die Idee des Forums: Ein Zuhause für Mikesh
Im Jahr 2004 gründete ich gemeinsam mit Martina (ich verwende einen anderen Namen) ein Forum mit dem Ziel, einen sicheren Raum für Menschen zu schaffen, die in anderen virtuellen Gemeinschaften verletzt wurden. Ein junger Mann, mit dem ich seit einem Jahr eng befreundet gewesen war, sollte dieses Forum als Geschenk erhalten – ein Ort, an dem er sich zu Hause fühlen konnte. Mikesh, so sein Name, der unter Schizophrenie litt und aufgrund seiner Erkrankung die reale Welt weitgehend vermied, war für mich mehr als ein Freund. Ich sah ihn als Seelenfreund, jemanden, dessen Schmerzen und Ängste ich empfand, als wären es meine eigenen.
Meine intensive Bindung zu Mikesh rührte auch von meiner familiären Situation her, da ein enges Familienmitglied ebenfalls mit einer möglichen Schizophrenie diagnostiziert wurde. Ich projizierte meine Fürsorge auf ihn und den Wunsch, Mikesh zu helfen, da ich in ihm viele Parallelen zu meiner Angehörigen sah.
Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit
Zu Beginn schien Martina die gleiche Vision für das Forum zu teilen. Wir haben vereinbart, die administrativen Aufgaben gemeinsam zu übernehmen. Doch schnell zeigte sich, dass Martina kaum präsent war und Absprachen nicht einhielt. Meine Versuche, sie zur Verantwortung zu ziehen, führen zu unkontrollierten Wutausbrüchen und Schuldzuweisungen. Mikesh wurde zunehmend als Werkzeug benutzt, um mich unter Druck zu setzen. Man warf mir vor, ihm zu schaden, wenn ich Martina auf ihre Aufgaben hinwies, und stellte mich als Problem dar, obwohl ich lediglich versuchte, das Forum voranzubringen.
Die Enthüllung: Die Inszenierung als Multiple Persönlichkeit
Im Laufe der Zeit wurden Martinas Erklärungen immer widersprüchlicher. Schließlich stellte sich heraus, dass Mikesh, Martina und ein weiterer angeblicher „Freund“, Leonard, in Wahrheit eine einzige Person waren. Diese Enthüllung war ein Schock – nicht nur wegen des Ausmaßes der Täuschung, sondern auch wegen der Art und Weise, wie sie mich manipuliert hatte.
Martina stellte sich nach der Aufdeckung als Multiple Persönlichkeit dar und erklärte, dass Mikesh, Leonard und andere Identitäten eigenständige Persönlichkeiten seien, die sie nicht bewusst kontrollieren könne. Diese Darstellung schien anfangs plausibel, insbesondere da ich durch persönliche Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen vertraut war. Doch die Widersprüche in ihrem Verhalten und die gezielte Art, wie sie die verschiedenen Identitäten einsetzte, ließen Zweifel aufkommen. Diese Zweifel waren durchaus berechtigt, wie sich zunehmend herausgestellt hat.
Gefahren der Inszenierung als Multiple Persönlichkeit
Die Darstellung als Multiple Persönlichkeit wurde von Martina geschickt genutzt, um Verantwortung von sich zu weisen und Schuldgefühle bei anderen auszulösen. Dabei wurden tief verwurzelte Ängste und Unsicherheiten insbesondere gezielt angesprochen, bei Menschen, die selbst psychisch oder emotional belastet waren. Diese Inszenierung hatte gravierende Auswirkungen:
- Verzerrung der Realität
Martina nutzt die Vorstellung von multiplen Persönlichkeiten, um ihre Handlungen rechtfertigen zu können. Dadurch entstand ein verzerrtes Bild von psychischen Erkrankungen, das für Außenstehende schwer zu durchschauen war. Menschen, die sich um sie sorgten, wurden manipuliert, indem sie dazu gebracht wurden, jedes Verhalten als Folge einer „unbewussten“ Identität zu akzeptieren. - Missbrauch von Vertrauen
Menschen, die sich mit psychischen Erkrankungen auskennen oder selbst betroffen sind, neigen oft dazu, besonders empathisch zu reagieren. Martina missbrauchte dieses Mitgefühl, um Kritik zu unterbinden und ihre Lügen weiterzuführen. - Stigmatisierung echter Betroffener
Die Inszenierung als Multiple Persönlichkeit ist besonders problematisch, da sie das ohnehin oft missverstandene Krankheitsbild der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) in ein schlechtes Licht rückt. Wenn solche Erkrankungen für Manipulation und Täuschung instrumentalisiert werden, verstärken sich die Vorurteile und es wird für echte Betroffene schwer, Verständnis und Unterstützung zu finden.
Die Konsequenzen
Die ständige Schuldzuweisung, die Täuschung und die emotionale Manipulation hatten damals schwerwiegende Folgen für mich. Ich fing an, an mir selbst zu zweifeln, nahm Medikamente, um den Druck zu ertragen, und kämpfte mit psychosomatischen Beschwerden. Gleichzeitig musste ich im realen Leben für meine Familie da sein, die tatsächlich meine Unterstützung brauchte.
Schließlich zog ich mich aus dem Projekt zurück. Die Drohungen und Anschuldigungen von Martina verstärkten meine Entscheidung, mich zu distanzieren. Doch ich habe aus dieser Erfahrung gelernt. Vertrauen ist wertvoll, aber es darf nicht bedingungslos sein, besonders in virtuellen Gemeinschaften, wo Identitäten leicht gefälscht werden können.
Mein Fazit
Die Inszenierung als Dissoziative Identität ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch gefährlich. Sie schadet nicht nur den unmittelbar Betroffenen, sondern auch der psychischen Wahrnehmung insgesamt. Manipulation und Täuschung unter dem Deckmantel von psychischen Erkrankungen zerstören Vertrauen und verstärken die Stigmatisierung, die die tatsächlich Betroffenen ohnehin erleben.
Ich hoffe, dass diese Erfahrung als Warnung dient. Es ist sehr wichtig, zwischen echten Betroffenen der dissoziativen Identitätsstörung und inszenierten Darstellungen zu unterscheiden. Solche Inszenierungen richten nicht nur emotionalen und sozialen Schaden an, sondern gefährden auch das Verständnis und die Akzeptanz für diejenigen, die wirklich unter dieser komplexen Erkrankung leiden. Der Fokus muss darauf liegen, Betroffene zu schützen, anstatt durch falsche Darstellungen zusätzliches Leid zu schaffen. Eine klare Gegenhaltung zur Täuschung ist der Schlüssel, um einen Raum der Sicherheit und Unterstützung für diejenigen zu schaffen, die ihn am dringendsten brauchen.
Zum weiterlesen:
Artefakte (bezieht sich auf die Person aus dem heutigen Artikel: Martina)