Interview zwischen Haintz und Assel – Teil Zwei – RG-MC Hier geht es zum ersten Teil. |
Aussage Birgit Assel:
Was die Rolle des Satanismus angeht, so lässt sich sagen, dass dieser in vielen Fällen von Täterorganisationen genutzt wird, um den Missbrauch weiter zu verschleiern und die Kinder emotional zu manipulieren. Diese Organisationen konzentrieren sich in erster Linie auf ein systematisches und oft äußerst kriminelles Geschäftsmodell, das die Ausbeutung von Kindern und den Handel mit missbrauchten Personen umfasst.
Die Kriminalität durch Satanismus wurde in den letzten Jahren vielfach und mit Nachdruck widerlegt. Leider führt das in der RG-MC-Szene und DIS-Subkultur nicht zum Umdenken und auch nicht zu einer konstruktiven Entwicklung. Stattdessen wird nun immer öfter betont, dass kriminelle Organisationen Satanismus nutzen, um ihre eigentliche Tat zu verschleiern. In dem Fall, so heißt es weiter, können sich Kinder im Erwachsenenalter nur daran erinnern, satanistisch missbraucht worden zu sein, was in Folge dazu führt, dass sie unglaubwürdig werden.
Dieser Strategiewechsel ist typisch für Verschwörungserzählungen. Sobald eine Behauptung nicht mehr haltbar ist, wird sie nicht aufgegeben, sondern so umformuliert, dass sie sich jeder Widerlegung entzieht. Die neue Erzählweise dient vor allem dazu, weiterhin Angst und Misstrauen zu schüren. Denn jetzt können „Betroffene“ behaupten, dass sie selbst nicht wissen, was ihnen wirklich passiert ist – ihre Erinnerungen sind angeblich durch satanische Inszenierungen gezielt manipuliert worden. Das Perfide daran: Diese Logik macht die Verschwörungserzählung unwiderlegbar, weil jetzt jedes Gegenargument als „Beweis“ für die Täuschung gewertet wird.
Inwiefern Assel sich dieser Dynamik bewusst ist oder sie gezielt nutzt, bleibt unklar – die Parallelen zu typischen Verschwörungsmechanismen sind jedoch offensichtlich.

Im Screenshot (rechts) ist deutlich zu sehen, dass der Schwerpunkt auf die rituelle Gewalt verlagert wird. Wie auch in der RG-MC-Szene wird hier berichtet, dass die Täter weltweit vernetzt sind, oft in geheimen hierarchischen Strukturen agieren und über raffinierte Methoden verfügen, um ihre Aktivitäten zu verschleiern und Ermittlungen zu entkommen. „Geheimhaltung“ ist das klassische Alibi für unbelegte Behauptungen. Es gibt letztendlich keinerlei Beweise für organisierte Tätergruppen, die weltweit systematisch Kinder in rituellen Szenarien missbrauchen.

Quelle Screenshot Bild kann man mit einem Klick vergrößern.

Aussage Birgit Assel:
Zum anderen wird den Opfern von rituellem Missbrauch oft nicht geglaubt. Der Missbrauch und die damit verbundene Traumatisierung sind so extrem, dass es für viele Menschen schwer vorstellbar ist, dass jemand solche Erfahrungen wirklich durchmachen muss. Das Thema „ritueller Missbrauch“ wird häufig in die verschwörungstheoretische Ecke geschoben, was die Diskussion und Aufklärung erschwert. Es gibt sogar Organisationen wie die „False Memory Foundation“, die ein großes Interesse daran haben, die Verantwortung für vermeintliche falsche Erinnerungen auf Traumatherapeuten abzuwälzen. Diese Organisationen setzen sich dafür ein, es zu diskreditieren, dass solche schweren Traumata und Missbräuche tatsächlich stattfinden. Dies führt dazu, dass das Thema in der breiten Öffentlichkeit oft nicht ernst genommen wird.
Hier wird genau das thematisiert, was wir immer wieder versuchen aufzuzeigen. Wer Zweifel äußert, wird nicht als kritisch denkender Mensch, sondern als Täterschutz-Befürworter und/oder Leugner diffamiert. Statt sich mit den validen Argumenten von Skeptikern auseinanderzusetzen, wird behauptet, dass sie „die Wahrheit unterdrücken“ wollen. Und wieder einmal geht es hier um die Mär, man könne sich das Ausmaß der Gewalt nicht vorstellen.
Ich weiß nicht, ob Frau Assel über Kenntnisse verfügt, was Kriminologen zu Gesicht bekommen. Es gibt keine Form der Gewalt – egal, wie brutal sie auch sein mag –, die nicht vielfach erforscht und aufgedeckt wurde. Auch werden bei jedem einzelnen Verdachtsfall, der zur Anzeige kommt, umfangreiche Ermittlungen vorgenommen. Alleine der Fall die Nicki(s), die sich sehr öffentlichkeitswirksam als Opfer eines satanischen Kults präsentiert, führte dazu, dass sich drei Staatsanwälte zehn Jahre lang mit dem Fall befassten. Von „den Opfern nicht glauben“ kann keine Rede sein, selbst dann nicht, wenn Tatvorgänge zur Anzeige gebracht werden, die unzählige Male widerlegt wurden.

Aussage Birgit Assel:
In den frühen 2000er Jahren gab es tatsächlich eine bemerkenswerte Aufmerksamkeit und eine Reihe von Dokumentationen, Krimis und Spielfilmen, die sich mit diesen schwierigen Themen auseinandersetzten und ein öffentliches Bewusstsein schufen. Der Dokumentarfilm „Höllenleben – Eine multiple Persönlichkeit auf Spurensuche“ on Liz Wieskerstrauch oder die „Tatort“-Folgen sind dabei Beispiele für die Aufklärung und das Bemühen, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren.
Der Dokumentarfilm „Höllenleben – Eine multiple Persönlichkeit auf Spurensuche“ von Liz Wieskerstrauch behandelt den angeblich satanistischen Missbrauch der Nickys, einen Fall, mit dem sich – siehe vorheriger Absatz – drei Staatsanwälte zehn Jahre lang befasst haben. Um den Staatsanwalt Ralf Vetter zu zitieren: „Diese Ermittlung ist außerordentlich komplex. Die psychisch kranke Frau nannte einen Täter mit Vornamen, aber wir konnten ihn nicht ermitteln. Ihre Angaben sind unkonkret oder werden durch die Ermittlungen widerlegt.“ Quelle: Artikel: Berliner Zeitung
Das einzige, was nach jahrelanger Untersuchung tatsächlich bewiesen werden konnte, war der sexuelle Missbrauch durch den Stiefvater – ein schreckliches Verbrechen, das jedoch nichts mit satanistischen Ritualen zu tun hatte. Und genau hier liegt das Problem: Trotz intensiver Ermittlungen wurde kein einziger Beweis für einen satanistischen Kult und/oder rituellen Missbrauch gefunden.
Birgit Assels Argumentation folgt einem typischen Muster:
→ Behauptungen ohne Belege.
→ Fälle anführen, die bereits abschließend geklärt wurden.
→ Medienberichte als „Täterschutz“ darstellen, wenn sie nicht zur eigenen Erzählung passen.
Erneut wird die Sendung von Jan Böhmermann als Beispiel genannt – und ihm unterstellt, dass er „Betroffene diskreditiert“ habe. Tatsächlich war genau das nicht der Fall. Vielmehr hat die Sendung kritisch hinterfragt, wie in der Therapie falsche Erinnerungen entstehen können und wie sich dadurch eine ganze Verschwörungsszene formt.
Assel behauptet immer wieder, das Thema „rituelle Gewalt“ werde in der Gesellschaft tabuisiert und „Betroffene hätten es schwer, sich Gehör zu verschaffen“. Diese Aussage ist absurd. Instagram, Facebook, TikTok, Twitter/X – auf allen Plattformen wird das Thema rituelle Gewalt von der DIS-Subkultur rauf und runter gebetet. Es gibt unzählige Berichte, in denen keine noch so brutale Horror-Version ausgelassen wird – egal, wie blutig, kannibalistisch oder verstörend sie auch ist. Die meisten dieser Erzählungen werden nicht einmal widerlegt – nicht etwa, weil sie tabuisiert werden, sondern weil sie sich selbst ad absurdum führen.
Viel problematischer ist jedoch, dass solche Narrative echten Missbrauchsopfern serviert werden – Menschen, die möglicherweise tatsächlich Gewalt erlebt haben. Was macht es mit einem Trauma-Überlebenden, wenn er in Online-Communities liest, dass Babys verspeist oder Kinder vor Publikum geopfert wurden? Wie viele Opfer zweifeln ihre eigenen Erfahrungen an, weil ihre Erlebnisse „nicht extrem genug“ erscheinen? Die Menschen, die solche Versionen verbreiten, denken keinen Moment darüber nach, welchen Schaden sie damit anrichten. Es scheint ihnen schlicht egal zu sein.

Aussage Birgit Assel:
Dennoch ist es wichtig, dass wir uns dieser Realität stellen, um den Betroffenen wirklich helfen zu können. Erstens muss dieses Thema endlich öffentlich anerkannt werden und darf nicht länger als unglaubwürdig oder als Verschwörungstheorie abgetan werden.
Wie stellt sich Birgit Assel denn so ein Anerkennen vor? Sie fordert, das Thema „ritueller Missbrauch“ dürfe nicht länger als unglaubwürdig oder als Verschwörungstheorie abgetan werden. Doch was bedeutet das konkret? Soll die Gesellschaft etwas als erwiesen akzeptieren, das bis heute – nirgendwo auf der Welt – jemals bewiesen werden konnte? Soll wissenschaftliche Evidenz ignoriert werden, um an einem Narrativ festzuhalten, das auf unbelegten Behauptungen basiert? Genau das ist das Grundproblem dieser Szene: Es wird eine Realität eingefordert, die sich durch keinerlei Beweise stützen lässt.
Unrealistische Erinnerungen:
Wenn wir über Aufklärung sprechen, müssen wir auch hinterfragen, welche Erzählungen überhaupt realistisch sind. Und genau da beginnen die ersten eindeutigen Widersprüche. Viele Berichte aus der RG-Szene enthalten detaillierte Erinnerungen an extreme Gewalt im ersten oder zweiten Lebensjahr. Menschen besitzen die sogenannte infantile Amnesie. Bedeutet: Erlebnisse vor dem dritten Lebensjahr können nicht bewusst erinnert werden, da die Gehirnstrukturen für das autobiografische Gedächtnis noch nicht ausgereift sind. Wer behauptet, sich detailliert an Ereignisse als Baby zu erinnern, beschreibt keine echten Erinnerungen, sondern nachträglich konstruierte Narrative.
Oder schauen wir uns das Märchen mit dem Kannibalismus an. Es ist eine überaus absurde Behauptung, dass Kinder gezwungen worden seien, rohes Menschenfleisch zu essen. Ja schlimmer noch: Das ist nicht nur psychologisch fragwürdig, sondern medizinisch völlig unmöglich. Der menschliche Körper ist nicht darauf ausgelegt, rohes Fleisch zu verdauen. Ein Kind, das regelmäßig rohes Menschenfleisch isst, würde innerhalb kürzester Zeit schwer krank oder sterben.
Ich habe mal recherchiert, was alles passieren kann, wenn man Kannibalismus betreibt, vor allem, wenn Kinder dies tun. Das Folgende ist dabei herausgekommen:
Mögliche Infektionen durch rohen Menschenfleisch-Konsum:
- Prionen-Krankheiten: z. B. Kuru (eine tödliche Gehirnerkrankung durch Kannibalismus)
- Bakterien wie Salmonellen, E. coli, Listerien: führen zu blutigen Durchfällen und Sepsis
- Parasiten: Würmer und Protozoen, die Organe befallen und schwere Schäden verursachen
Für Kinder ist das besonders gefährlich:
- Das Immunsystem eines Kindes ist noch nicht voll entwickelt.
- Der Körper würde sofort mit schwerem Erbrechen, Durchfall, Fieber und Sepsis reagieren.
- Regelmäßiger Konsum wäre innerhalb kürzester Zeit tödlich.

Aussage Birgit Assel:
Therapeuten benötigen ein starkes Netzwerk von Kollegen und Unterstützern, um ihre eigene emotionale Stabilität zu wahren.
Auch hier stellt sich die zentrale Frage: Welche Art von Therapeuten soll ein solches Netzwerk bilden? Wer könnte seriös hinter einer Praxis stehen, die auf unbelegten Narrativen basiert? Seriöse Fachleute arbeiten evidenzbasiert – nicht mit ideologisch gefärbten Narrativen.
Therapeuten, die rituelle Gewalt als real existierende, großflächige Verschwörung behandeln, setzen ihre Patienten ernsthaften Risiken aus, denn für echte Missbrauchsopfer kann diese Art von Therapie
hochgradig schädlich sein. Opfer können durch suggestive Therapie in falsche Erinnerungen verstrickt werden, anstatt ihren tatsächlich erlebten Missbrauch zu verarbeiten. Es bewirkt nicht nur eine verstärkte Destabilisierung der Persönlichkeit, sondern blockiert auch die notwendige Verarbeitung des Traumas. Das wiederum führt dazu, dass die tatsächlichen Täter ungeschoren davonkommen, weil sich der Fokus auf fiktive Tätergruppen verlagert.
Hinzu kommt: Trauma-Therapeuten, die rituelle Gewalt als absolute Wahrheit betrachten, haben sich längst bzw. selbst von der wissenschaftlichen Fachwelt isoliert. Sie erschaffen eine eigene, abgeschottete Community mit einem klaren Feindbild: → „Wir (die Wissenden) gegen sie (die Leugner, Täter, Skeptiker)“.

Aussage Birgit Assel:
Ein Rückholprogramm kann als eine Art unbewusster Mechanismus beschrieben werden, der von Tätergruppierungen aktiviert wird, um ihre Opfer wieder unter Kontrolle zu bringen. Dies geschieht oft durch einen Trigger, beispielsweise einen Anruf, eine SMS oder eine E-Mail. Sobald dieser Trigger gesetzt wird, reagiert das Opfer automatisch, indem es zu den Tätern bzw. Täterinnen zurückkehrt oder ihren Anweisungen folgt, oft ohne dies bewusst zu steuern.
Und nun sind wir – so viel Sarkasmus muss sein – beim Drehbuchmaterial für eine dystopische Mind-Control-Serie angelangt. 🙇♀️
„Rückholprogramme“: Das ist die ultimative Entmündigung von Trauma-Überlebenden. Assel beschreibt hier einen angeblich „unbewussten Mechanismus“, mit dem Täter ihre Opfer
ferngesteuert zurückrufen können – ausgelöst durch eine SMS, einen Anruf oder eine E-Mail. Diese Aussage impliziert, dass Missbrauchsüberlebende keinen freien Willen haben, dass sie auf Täterkontakt reflexartig wie Maschinen reagieren und dass ihr Verhalten keiner bewussten Kontrolle unterliegt. Rein psychologisch ist das völliger Unsinn, Opfer sind keine willenlosen Roboter. Die Vorstellung, dass Opfer auf Knopfdruck „zurückkehren“ oder Täter-Anweisungen automatisch folgen, widerspricht allem, was wir über Trauma, Psychologie und menschliche Entscheidungsfindung wissen.
Thesen dieser Art ziehen für Betroffene katastrophale Konsequenzen nach sich. Wenn man Ihnen weismacht, dass Sie „keine Kontrolle über Ihr Handeln“ hätten, wird Ihnen jede Möglichkeit zur Selbstbestimmung genommen. Dadurch wird das Gefühl der Abhängigkeit intensiviert und eine noch größere Angstspirale in Gang gesetzt. Wenn Menschen denken, sie würden „ferngesteuert“, empfinden sie in belastenden Situationen ein extremes Gefühl der Hilflosigkeit. Dadurch empfinden Betroffene die Realität als durchgängig gefährlich. Jeder Kontakt mit Außenstehenden kann als mögliche „Täterprogrammierung“ interpretiert werden. Dadurch entstehen soziale Isolation, Misstrauen und Paranoia.
So etwas hat nichts mit Traumatherapie zu tun, das ist eine hochgefährliche, selbstverstärkende Verschwörungsideologie.
In aller Klarheit!:
Missbrauchsüberlebende brauchen keine Mythen über „Rückholprogramme“, sie brauchen echte, wissenschaftlich fundierte Unterstützung, um sich selbst zu EMANZIPIEREN. Wer ihnen einredet, sie seien „automatisch steuerbar“, sorgt dafür, dass sie sich nie aus ihrer Angst befreien. |
Und das, Frau Assel, ist das genaue Gegenteil von Hilfe!