Autorin: Nora Sillan
Der neue Artikel vom Onlinemagazin Rums bietet eine umfassende Zusammenfassung der Geschehnisse rund um das Bistum Münster, die der Spiegel-Artikel im März ins Rollen gebracht hat (siehe auch: Spiegel Reportage: Im Wahn der Therapeuten). Mit dem Titel „Das Bistum und der Satanismus“ zeichnet Sebastian Fobbe in monatelanger, akribischer Recherche den Gang der Ereignisse nach – von der Schließung der Beratungsstelle zu ritueller Gewalt (siehe auch: Bistum Münster Beratungsstelle schließt) bis hin zur weitläufigen Begriffsdefinition, der Existenz falscher Erinnerungen sowie den Veröffentlichungen der „umstrittenen Expertin“ Michaela Huber.
Im Zuge seiner Nachforschungen sprach der Journalist auch mit einer ehemaligen Beratungs-Klientin von Jutta Stegemann, also der Therapeutin aus dem Spiegel-Artikel. Darüber schreibt Fobbe: „Was sie mir am Telefon berichtet, deckt sich weitgehend mit den Vorwürfen im „Spiegel“-Bericht: Es geht um fehlende professionelle Distanz, emotionale Abhängigkeit und suggestive Befragungsmethoden. Auch andere Quellen schildern mir ähnliche Erfahrungen von Klient:innen der Beratungsstelle.“ Jutta Stegemann war zu keiner Stellungnahme bereit, so berichtet das Nachrichtenmagazin von einem Ping-Pong zur Pressestelle des Bistums Münster und retour. Auch Michaela Huber, die Rums ebenfalls angefragt hatte, gab keine direkte Stellungnahme ab, sondern ließ lediglich per Anwalt ausrichten, was Journalist Sebastian Hobbe in seinen Worten folgendermaßen berichtet:
„In dem Schreiben an mich stehen vier knappe Antworten, die ich zitieren darf, und eine Reihe von Hintergrundinformationen, die ich nicht zitieren darf. Die Kanzlei weist mich in dem Schreiben „vorsorglich“ darauf hin, dass sie bereits beauftragt wurde, gegen eine etwaige rechtsverletzende Berichterstattung vorzugehen.“ (Quelle: Rums)
In den Antworten, die Rums zitieren durfte, bezieht sich Huber auf die Missbrauchsstudie des Bistums Münster und spricht von sechs beispielhaft dokumentierten Fällen rituellen Missbrauchs spricht. Laut Studie handle es sich aber um drei Fälle – und: „Bei allen drei Betroffenen haben sich die Erinnerungen allerdings erst Jahrzehnte nach den mutmaßlichen Taten wieder eingestellt.“
Interessant ist an dieser Stelle auch, dass Michaela Huber, die früher zahlreiche Interviews zum Thema der rituellen Gewalt gegeben hat (siehe zum Beispiel: Zeit Online) – und das ist ein rein subjektiver Eindruck – sich äußerst bedeckt gegenüber medialen Anfragen gibt.
Eine Reserviertheit gegenüber der Presse hat sich auch auf der Jahrestagung 2023 der DGTD gezeigt, wo in diesem Jahr keine Medienvertreter zugelassen waren. Der Vorsitzende Harald Schickedanz schrieb dies in einem Mail an Sebastian Fobbe und dazu von einer „erheblichen Vertrauensstörung zur Presse“ und „Rufmordkampagne“ durch den Spiegel an Jutta Stegemann, die ihren geplanten Vortrag abgesagt hat. (Zum Tagungsprogramm der DGTD siehe auch unseren Artikel: Wo weiterhin rituelle Gewalt thematisiert wird)
„Wer sich kritisch mit diesem Thema beschäftigt, betritt gefährliches Gebiet“, fasst der Journalist sein Empfinden nach seinen Recherchemonaten zusammen und bezieht sich damit auch auf den Rechtsstreit im Nachgang der Böhmermann-Sendung.
Dass es kein Leichtes ist, Aufklärungsarbeit zum Thema rituelle Gewalt-Mind Control zu betreiben, können wir von dissoziationen.de angesichts Diffamierungsversuche und Hackerangriffe auf unsere Webseite bestätigen. Dennoch wird dies kein Hinderungsgrund für weitere Aufklärungsarbeit über Fehltherapien und Verschwörungstheorien sein.