Der neue Hotspot in der Schweiz

Autorin: Nora Sillan

Das Narrativ von Satanic Panic zieht in der Schweiz weiterhin seine Kreise in psychiatrischen Kliniken und hat sich nun an das ambulant-psychiatrische Zentrum Les Toises in Bern verlagert: Diese Einrichtung sei der neue Hotspot der Verschwörungstheorie, so ein Insider gegenüber dem SRF Investigativ.

Der SRF schreibt:

Zwei Psychologinnen und eine Ärztin, die an die Verschwörungserzählung glauben und angebliche Opfer therapieren, haben kürzlich vom Psychiatriezentrum Münsingen ans Zentrum «Les Toises» gewechselt. Einige ihrer Patientinnen haben sie mitgenommen – darunter auch Frauen, die wegen angeblicher Gedankenprogrammierung bei ihnen in Therapie sind.“

https://www.srf.ch/news/schweiz/rituelle-gewalt-mind-control-satan-verschwoererinnen-therapieren-in-bern-weiter

Eine der Patientinnen berichtete dem SRF, dass ihre Therapeutin vorher in Münsingen tätig war: „Als sie die Stelle wechselte, hat sie mich gefragt, ob ich mit ihr gehe.“ Die Patientin, die anonym bleiben möchte, beschreibt sich selbst als von ihrer Therapeutin abhängig: diese sei die Einzige, der sie vertrauen könne.

Ob es sich bei den in Les Toises tätigen Psychologinnen um die drei Personen handelt, gegen die beim Kanton Bern Anzeigen wegen Therapien in Zusammenhang mit Verschwörungserzählungen vorliegen, ist unklar, schreibt der SRF, da die Abklärungen noch laufen.

Die ärztliche Direktorin der Klinik Les Toises bestreitet die Vorwürfe: „Wir behandeln nicht wegen satanistisch-ritueller Gewalt oder Mind Control“.

Was zeigt sich aus den neuen Aufdeckungen? Die (personellen) Konsequenzen, die in Littenheid und Münsingen getroffen wurden, scheinen nicht auszureichen, um die Verschwörungstheorie einzudämmen. Denn so lange „verschwörungsgläubiges“ Gesundheitspersonal einfach den Job wechselt und in einer anderen Klinik dieses Narrativ 1:1 weiterverbreitet, wird diese Fehltherapie nicht so schnell auszumerzen sein.

Was es jetzt – neben unermüdlichen investigativ-journalistischen Recherchen wie die vom SRF – braucht, ist ein großflächiges Umdenken in Therapeutenkreisen. Und zwar rasch. Das Narrativ von „ritueller Gewalt-Mind Control“ darf nicht bloß für Tagungen umbenannt und (mehr oder weniger offensichtlich) weiterverbreitet werden, sondern es braucht eine echte Aufarbeitung: in jedem therapeutischen Behandlungszimmer, Klinik und Fachbuch.

Auf eine eindeutige Positionierung der Traumafachverbände, Psychotherapeutenkammern o.ä. wartet man indes immer noch vergeblich.

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