Autor: Nora Sillan

Bistum Münster: ORG-Beratungsstelle schließt

Der jüngst im Spiegel erschienene Bericht „Im Wahn der Therapeuten“ hat hierzulande einen Stein ins Rollen gebracht, auf den nun erste Konsequenzen folgen: Das Bistum Münster hat seine Beratungsstelle zur Thematik rituelle Gewalt geschlossen (um nicht zu sagen: Köpfe rollen lassen), eine Einrichtung, die von Jutta Stegemann geleitet wurde – der Therapeutin aus dem Spiegel-Artikel. Fazit: „Die beiden Beraterinnen werden nicht weiter beratend im Bereich der organisierten rituellen Gewalt tätig sein“, wie ein katholisches Nachrichtenportal schreibt.

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Spiegel-Reportage: „Im Wahn der Therapeuten“

Der Spiegel spricht von einer „paranoiden Scheinrealität“, einem „therapeutischen Wahngebilde“ und „psychischen Abgrund“, in den die 32-jährige Malin Weber hineingerissen wurde. Die fatalen Folgen der Suggestivtherapie könnten nicht schlimmer sein: Sie verlor ihr Kind, das nun bei einer Pflegefamilie lebt, weil Jugendamt und Amtsgericht den Ausführungen ihrer Therapeutin glaubten, dass ihre zweijährige Tochter bei einer Kult-Massenvergewaltigung gezeugt wurde und daher in Gefahr sei.

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WTF-Talk über Satanic Panic

Urbaniok fordert eine klare Grenzziehung zwischen einerseits schwersten Missbrauchsformen, wo es rituelle Elemente gibt, die jedoch nicht das Motiv sind, sondern instrumentalisiert werden, um Opfer zu manipulieren und einzuschüchtern und andererseits dem Verschwörungsnarrativ von internationalen Missbrauchskulten: „Der Begriff der rituellen Gewalt ist so problematisch und aus meiner Sicht sollte man den verlassen, weil unter dem Begriff ritueller Gewalt sich die Fälle sammeln, wo es tatsächlich zu fürchterlichen sexuellen Ausbeutungshandlungen kommt – aus kommerziellen, aus Machtinteressen, aus sexuellen Interessen – wo es rituelle Elemente hat. Diese Einzelfälle gibt es, aber unter diesem Begriff rituelle Gewalt sammeln sich auch die Verschwörungstheoretiker.“

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Big Player im Ping-Pong-Spiel

Es scheint als wäre die Aufarbeitung dieser Verschwörungstheorie in der Schweiz und den Niederlanden an der Aufarbeitungskommission spurlos vorübergegangen, bewirbt sie doch unhinterfragt den jüngsten Artikel der taz. In seinem aktuellen Bericht zu diesem Thema verlinkt Bernd Harder ein Interview mit Dirk Bosse aus dem Skeptiker 2/2018, der über Ermittlungen in einem angeblich hochvernetzten Satanismus-Kult zusammenfasste: „So etwas gibt es nicht“. Der ehemalige Kriminalhauptkommissar verglich die Dynamik zwischen Patient und Therapeut bei diesem Narrativ mit einem Ping-Pong-Spiel.

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Einzelfall als journalistischer Gradmesser

Analysiert man den Artikel der taz, soll es jedoch um keine Glaubwürdigkeitsdiskussion der Interviewpartnerin gehen, sondern um ein Grundprinzip: Die taz scheint in ihrer Argumentation etwaigen Kritikern prophylaktisch den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen, wenn der Pressekodex mit den ethischen Standards für Journalismus verlinkt wird – und auf das Dilemma hingewiesen wird: „In diesem Text stehen also ein Stück weit journalistische Sorgfaltspflicht gegen den Schutz der Betroffenen. Die Redaktion hat sich für den Schutz der Betroffenen entschieden, denn es gibt Hinweise und Belege, die Winters Erzählung stützen.“ (ebd.) Als Hinweise und Belege sind u.a. ihr Schulzeugnis mit vielen Fehlstunden (aber guten Noten) sowie ein altes Haushaltsbüchlein genannt.

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