Autor: Nora Sillan

„Sybil“ – MPD als Kassenschlager

Kein Buch hatte einen dermaßen großen Einfluss auf die Entwicklung der dissoziativen Identitätsstörung (vormals: Multiple Personality Disorder) wie das 1973 veröffentlichte Werk „Sybil“. Verfasst von Journalistin Flora Rheta Schreiber in enger Zusammenarbeit mit Psychotherapeutin Cornelia Wilbur, gilt es als Geburtsstunde der Diagnose MPD, die kontroverser nicht sein könnte: „Ein rätselhaftes Krankheitsbild, Sex, Gewalt und Mißbrauch, verwoben in ein psychologisches Gebabbel, so hatten es sich Flora Schreiber und Cornelia Wilbur zurechtgelegt, würde ihnen Ruhm, Anerkennung und viel Geld einbringen. Die Rechnung ging auf.“ Mit diesen Worten berichtete der Spiegel im Jahr 1998 ausführlich über den „Psycho-Skandal des Jahrhunderts“ und das „hinterlistig eingefädelte Betrugsmanöver“, wie der New Yorker Psychologe Robert Rieber den Fall Sybil rückblickend bezeichnete.

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Der Landesbetroffenenrat RLP und rituelle Gewalt

Seitens der UBSKM gibt es seit Jahren die Forderung nach der Einrichtung eines Landesbetroffenenrats in jedem Bundesland. Dieser sei „mindestens genauso so wichtig wie die Landesmissbrauchsbeauftragten“, betont Kerstin Claus in einem Interview aus dem Jahr 2022 und nimmt auf die Expertise der Betroffen Bezug. Bislang sind die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen diesbezügliche Vorreiter. Doch kann ein derartiger Betroffenenrat auf Landesebene automatisch diesen Anforderungen gerecht werden?

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Diskussion: RG-MC und mediale Berichterstattung

Bereits der Titel „Wie kritisch sollten Erzählungen von Missbrauchsopfern hinterfragt werden?“ geht direkt in medias res, wie Moderatorin Sarah Ulrich („Netzwerk Recherche“) erklärt und die Eckpunkte des Narrativs von RG umreißt. Dazu berichtet sie über ihren ersten Kontakt mit dem Thema, als ein bekannter Traumatherapeut mit diesbezüglichen „Informationen“ über einen satanischen, Kinder-mordenden Kult in Berlin an sie herangetreten ist. Ulrich erläutert, wie sie „erst einmal drauf reingefallen sei“, bis sie gemerkt habe, dass dieses Story nicht stimmen könnte, sondern zu einem bereits aufgedeckten Narrativ passe.

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Kinderschutz mit problematischem Background

Mission Freedom, die Hamburger christlich-fundamentalistische Einrichtung für Opfer von Zwangsprostitution und ritueller Gewalt, sorgt erneut für Schlagzeilen. Wie heute in den Medien berichtet, hat diese Organisation nun eine „vollstationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung“ namens „Haus SeeNest“ im Allgäu errichtet – unter einem anderen Trägernamen, aber „praktisch ident“, wie der Bernd Harder detailliert aufschlüsselt.

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DIS-Diagnose in keinem einzigen Fall bestätigt

Prof. Dr. Stefan Röpke, seit 2016 Professor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, forscht zu Traumafolgestörung und ist Leiter verschiedener Forschungsgruppen. Seine Publikationsliste umfasst mehr als 150 Publikationen u.a. zu Borderline, Dissoziation und PTBS in internationalen Fachjournals. Beim jüngsten DGPPN-Kongress Ende November 2023 leitete Stefan Röpke den Programmpunkt zum Thema „Dissoziative Identitätsstörung und rituelle Gewalt: Fakten und Fiktionen“.

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Quo vadis, GWUP?

War die „alte“ Satanic Panic noch leicht(er) zu durchschauen, gerät die heutige Version des rituelle Gewalt-Mind Control-Narrativs bei oberflächlicher Betrachtung leicht in den Strudel folgenden Denkens: „Das wird schon irgendwo seine Berechtigung haben, wo es doch offizielle Einrichtungen vertreten“. Wenn die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs auf ihrer Webseite von „Mind Control Phänomenen“ schreibt – was könnte denn daran schon falsch sein?! Schließlich sprechen wir von einer Institution, die durch Bundestagsbeschluss eingerichtet und pro Jahr mit einem Budget von rund 2,3 Millionen Euro aus Mitteln des BMFSFJ dotiert ist.

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Ein Fachartikel, der Brücken bauen möchte

In einem jüngst veröffentlichten Fachartikel ordnen Prof. Jörg M. Fegert (Universitätsklinikum Ulm und u.a. Fachbeirat der UBSKM) und Prof. Frank Urbaniok (deutsch-schweizerischer forensischer Psychiater) die polarisierte Debatte rund um rituelle Gewalt ein. Der Text orientiert sich am Patientenwohl, plädiert für Evidenzbasierung in Wissenschaft und Praxis und versucht die entstandenen Gräben zu überbrücken. Denn: „Solche Lagerbildungen und vorschnellen Zuordnungen verhindern die notwendige fachliche Debatte und machen gleichzeitig aus einzelnen Aspekten im Opferschutz fast schon „Glaubenskriege“. Das schadet allen.“

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