Der Artikel „Rituelle Gewalt-Mind Control: ‚Glauben und Gefühle‘ statt Fakten und Argumente“ von Bernd Harder setzt sich kritisch mit der sogenannten Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie (RG-MC) auseinander.
Harder verweist auf die Definition von RG-MC, wie sie auch bei Wikipedia beschrieben wird:
Weltweit vernetzte satanistische Gruppen nutzen wiederholt sexuellen, physischen und emotionalen Missbrauch im Rahmen planmäßig und zielgerichteter Zeremonien, um Kinder zu programmieren, sodass diese unter ihrer Bewusstseinskontrolle stünden.
Im Artikel wird der vierteilige Podcast „Geteiltes Leid“ der Journalisten Olga Herschel und Sören Musyal erwähnt, der Ende des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Dieser Podcast beleuchtet u.a. die Geschichte einer jungen Frau namens Leonie, bei der im Alter von 19 Jahren eine dissoziative Identitätsstörung diagnostiziert wurde, die angeblich durch rituelle sexualisierte Gewalt verursacht wurde, an die sie sich nicht bewusst erinnern konnte. Die Süddeutsche Zeitung rezensierte den Podcast und hob hervor, dass Vereine, Therapeutinnen und Anwältinnen untersucht wurden, die mit ähnlichen Fällen in Verbindung stehen.
Harder betont, dass Herschel und Musyal in ihrer Recherche aufzeigen, wie die RG-MC-Verschwörungserzählung seit Jahrzehnten in Deutschland kursiert und noch immer zahlreiche Anhänger:innen hat. Besonders kritisch wird erneut die Rolle politischer Stellen beleuchtet, die für Fragen des sexuellen Missbrauchs zuständig sind. Herschel äußert im Interview, dass beispielsweise das Bundesfamilienministerium oder die UKASK in Teilen von der Existenz ritueller Gewalt in Kulten überzeugt seien. Dies führe dazu, dass Steuergelder in entsprechende Projekte fließen, wodurch dem Phänomen Bedeutung beigemessen und es somit legitimiert werde.
Abschließend reflektiert Harder über die Reaktionen auf den Podcast. Musyal berichtet, dass die Rückmeldungen überwiegend positiv waren und viele Menschen empört darüber seien, dass schädliche Therapien flächendeckend stattfinden und Menschen solches Leid erfahren müssen. Allerdings gab es auch kritische Stimmen, die weniger an einem inhaltlichen Austausch interessiert waren und oft Argumente von Institutionen wie der UKASK übernahmen. Musyal hebt hervor, dass in den Rückmeldungen häufig Glauben und Gefühle im Vordergrund standen, was verdeutliche, auf welch fruchtbaren Boden das Verschwörungsnarrativ falle.
Abschließend:
Besonders eindrucksvoll ist die Schilderung von Sören Musyal, die im Interview beschreibt, wie die überwiegend positiven Rückmeldungen auf den Podcast nicht nur die Notwendigkeit für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema unterstreichen, sondern auch das weit verbreitete Unbehagen über die gesellschaftlichen und therapeutischen Konsequenzen aufzeigen . Die Diskussion um die Rolle des Glaubens und Emotionen zeigt, wie tief verwurzelt und gleichzeitig polarisierend das Thema ist, was dem Beitrag von Herschel und Musyal zusätzliche Relevanz verleiht.
Zum Weiterlesen:
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Podcasts „Geteiltes Leid“ war Nora Sillan noch bei dissoziationen-de tätig – und ließ es sich nicht nehmen, dazu einen Artikel zu verfassen.