Wenn DIS ad absurdum geführt wird

Wer ist Yolanda Schlumpf?

Frau Dr. Yolanda Schlumpf, 1979 in Mexiko Stadt geboren, ist promovierte Neurowissenschaftlerin. Seit 2013 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin eng mit der Privatklinik Littenheid verbunden.

Zur Erinnerung: Über genau diese Klinik wurde im Jahr 2022 ein Gutachten erstellt, in dem bewiesen werden konnte, dass dort die Verschwörungstheorie des rituell satanischen Missbrauchs auf beiden Traumatherapie-Stationen eingeflossen ist – mit desaströsen Folgen. Wir haben im Dezember darüber berichtet.

Auf dem beruflichen Vernetzungsportal linkedin.com befindet sich ein Profil von Yolanda Schlumpf mit folgender Information:

Profil von Yolanda Schlumpf

Das lässt vermuten, dass Frau Yolanda Schlumpf das Gehege der Forschung verlässt und beabsichtigt, innerklinisch als Therapeutin tätig zu werden. Ob und wenn ja, inwiefern das mit den Vorfällen in der Littenheid-Klinik zusammenhängt, lässt sich nicht erkennen.

Grober Überblick

In einem auf YouTube veröffentlichten Interview stellt Yolanda Schlumpf u.a. die Thesen der strukturellen Dissoziation von Ellert Nijenhuis vor, so wie sie auch in der Klinik Littenheid Einzug gefunden haben. Thesen, die – wie in einem Untersuchungsbericht festgehalten – jeder Wissenschaftlichkeit entbehren: So wie man früher einer multiplen Persönlichkeit die Begriffe Gastgeber (Host) und Gäste aufgedrückt hat, so (unsinnig) spricht man jetzt von ANP (anscheinend normale Persönlichkeitsanteile) und EP (emotionale Anteile).

Mittendrin ist natürlich die Unterscheidung zwischen Trauma-Modell und soziokognitivem (Fantasie-) Modell zu finden, worauf ich in den folgenden zwei Beiträgen bereits ausführlich eingegangen bin:

Der Untersuchungsbericht in Sachen Clienia Litteheid hat ausdrücklich klargelegt (u.a. in den Fußnoten auf Seite 34), dass diese Theorien und Therapiekonzeptionen der strukturellen Dissoziation nicht dem heutigen Stand der Wissenschaft entsprechen: Die Ansätze von Gottfried Fischer und Ellert Nijenhuis verfügen über keinen empirischen Wirksamkeitsnachweis, so steht es im Gutachten wörtlich geschrieben.

MRT-Untersuchungen

Die Studie von Yolanda Schlumpf, auf deren Forschungsdesign ich nun eingehen werde, stammt aus dem Jahr 2014 und untersuchte die Hirnaktivität von Betroffenen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie. Dafür wurden 15 Teilnehmer mit einer diagnostizierten Dissoziativen Identitätsstörung hinzugezogen. Diese Probanden hatten bereits jeweils (mindestens) 10 Jahre Therapie hinter sich und konnten – so war es die Vorgabe, um an der Studie teilnehmen zu können – bewusst und willentlich zwischen ANP und EP switchen.

Dazu möchte ich Folgendes anmerken:

Wenn ein bewusstes und willentliches Switchen möglich ist, dann ist die Integrierung bereits derart fortgeschritten, dass eine Dissoziative Identitätsstörung nicht mehr vorliegt… Wenn sie denn je vorgelegen hat…

Um in diesem Zusammenhang erneut auf den Untersuchungsbericht zur Clienia Littenheid einzugehen:

Zitat:
„Gestützt auf die Prüfung der Stichprobe kommt Professor Strik direkt zum Schluss, dass die Regeln der ärztlichen Kunst nicht eingehalten wurden. Er stellt in seinem Gutachten insbesondere die folgenden Regelverletzungen fest.
 
> Es finden sich keine Hinweise, dass in der Therapie der aktuelle Stand der Hirnforschung, insbesondere die allgemeine und besondere Suggestibilität des rekonstruktiven Gedächtnisses,  berücksichtigt wird. 
> Die Dossiers zeigen nicht auf, dass die diagnostischen Kriterien der DIS korrekt angewendet wurden. Ebenso fehlen Hinweise auf eine fachgerechte Differenzialdiagnostik und auf eine gebührende Berücksichtigung der diagnostischen Erkenntnisse und Einschätzung anderer Kliniken. Insgesamt entsteht oft sogar der Eindruck einer situativen Beliebigkeit der verwendeten Diagnosen.
> Es ist nicht ersichtlich, dass die Therapie die von den Guidelines geforderten Integration der dissoziierten Identitäten zum Ziel haben. Vielmehr vermitteln die Dossier-Einträge den Eindruck, dass die verschiedenen Identitäten nicht nur kritiklos respektiert, sondern geradezu gepflegt und gefördert (kultiviert) werden.
Untersuchungsbericht Clienia Littenheid, Seite 41

Ich erlaube mir den Hinweis, dass die DIS-Probanden für die Studie von Frau Dr. Schlumpf mutmaßlich u.a. aus dieser Klinik (Littenheid) stammen, da die Neurowissenschaftlerin eng mit dieser Klinik zusammenarbeitet hat.

Auch die aus Deutschland stammende Lina (laut eigenen Angaben ein Kultopfer), gehörte zu den Probanden. So heißt es in einem Artikel aus der Zeitschrift Spektrum vom Januar 2022:

Spektrum: Multiple Persönlichkeiten. Zersprungene Seele, 2022

Und hier hört nun mein Verständnis auf.

Kritik und Zweifel an der Diagnose

Zwar bestätigte Yolanda Schlumpf im Interview mit Jan Gysi, dass die Probanden, also die Betroffenen, auf die Untersuchung vorbereitet und dass man mit ihnen geübt hatte, jedoch setzt so eine Übung nicht die eigentlichen Mechanismen einer DIS außer Kraft.

In der Studie von Dr. Schlumpf wird behauptet, dass ein als „ANP“ (anscheinend normales Persönlichkeitsfragment) bezeichneter Anteil während einer Untersuchung bewusst zu einem 6-jährigen kindlichen Anteil geswitcht sei. Anschließend wurde diesem kindlichen Anteil ein autobiografisches Trauma-Skript vorgelesen, das von der Betroffenen selbst verfasst wurde.

Dies ist ein klarer Hinweis dafür, dass die Betroffene keine Dissoziative Identitätsstörung hatte. Zumindest zum Zeitpunkt der Untersuchungen nicht (mehr?).

  1. Kindliche Anteile werden instinktiv geschützt
  • DIS-Anteile sind statisch und funktional getrennt – das ist eine der Kernannahmen der Theorie.
  • Ein kindlicher Anteil soll per Definition nicht denselben kognitiven Zugriff auf traumatische Erlebnisse haben wie erwachsene Anteile.
  • Dass ein kindlicher Anteil willentlich nach vorne treten und sich dann einer extrem belastenden Situation aussetzen würde, widerspricht dem Grundprinzip der „dissoziativen Barriere“.

2. Das Switchen auf Knopfdruck widerspricht der Definition der DIS

  • Eine DIS per Definition zeichnet sich dadurch aus, dass das Switchen nicht kontrollierbar ist.
  • Wenn eine Person bewusst zwischen Anteilen wechseln kann, ist das ein Zeichen für Identitätsflexibilität – nicht für eine statische, traumabedingte Identitätsstörung.
  • Dies deutet viel eher auf eine Identitätsdiffusion hin, wie sie bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) vorkommt.

Eine Dissoziative Identitätsstörung hat in erster Linie den Sinn zu schützen. Genau darum gibt es auch bei jeder Betroffenen Anteile oder Zustände, die die schützende Funktion automatisiert (nicht steuerbar) übernehmen. Solche Anteile würden es nicht zulassen, dass das Kind einer (wenn auch nur subjektiv empfundenen) bedrohlichen Situation ausgesetzt wird.

Anstatt den kindlichen Anteil vor einer Retraumatisierung und Konfrontation zu schützen, wird uns erzählt:

Yolanda Schlumpf im Interview mit Jan Gysi

Das hört sich easy und nach Spaß an …

Dass man den Sinn einer Dissoziativen Identitätsstörung ad absurdum führt, ist mir schon sehr oft aufgefallen (Stichwort: u.a. täterloyale Anteile). Auch dieses therapeutische „in die Patienten hinein reden„, oder bestimmte Anteile dazu auffordern, „heraus zu kommen“

… in Skeptiker-Kreisen nennt man sowas ganz simpel „Bullshit“!

Das kritische Hinterfragen der Diagnose/Diagnostik

Mittlerweile finden Gutachter durch intensive Überprüfungen zunehmend heraus, dass es Sinn macht, die Diagnosen bei den DIS-Betroffenen kritisch zu hinterfragen. Unter anderem auf Grund der oben aufgezählten therapeutischen (u.a. auch diagnostischen) Regelverletzungen.

Im Gutachten von Dr. Thomas Maier, das sich auf das Psychiatriezentrum in Münsingen bezieht, heißt es sogar:

Quelle: Bericht zum Psychiatriezentrum Münsingen AG

Wenn sogar Gutachter das Kind beim Namen nennen, möchte auch ich ein bisschen näher darauf eingehen, und zwar auf die Theatralik, die sich durch alle öffentlichen Kanäle und Medien zieht.

Ich betone, dass ich nicht beabsichtige, zu provozieren oder Betroffene vorzuführen. Es werden auch keine Namen genannt. Das, was ich hier poste, ist allerdings genau das, was Menschen sich einprägen, wenn sie mit dem Krankheitsbild Dissoziative Identitätsstörung konfrontiert werden. Da ich an einer DIS leide, geht es mich auch etwas an.

Instagram:
Renalda-Franziskania (ein von mir ausgedachter Name) hat als Kleinkind eine hoch intelligente Programmierung verpasst bekommen, inklusive Schweigeprogramme, Rückholprogramme, Leugnungsprogramme, uvm. 
Experten-Programmierer, wie sie genannt werden, haben irre viel Zeit & Mühe investiert und alles läuft reibungslos wie am Schnürchen. Renalda-Franziskania hat inzwischen einen hohen Rang, ist selbst gut trainiert im Töten und verfügt über super sitzende Programme vom Feinsten. 
Und dann? 
Plötzlich entlarvt sich der Super-Experten-Programmierer als Voll-Loser, denn:
Renalda-Franziskania eröffnet ungeachtet all der Programme einen Account auf Instagram, hält ihr Gesicht in die Kamera und beginnt  mit der umfangreichen (teilweise poetisch klingenden) Aufklärung. Parallel kündigt sie an, Täter hätten keine Macht mehr über sie.
Zusätzlich postet sie ihre Geschenk-Wunschliste, die sie mit Amazon verbindet oder aber gleich mit Paypal für Spendenfreudige.

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Dieses beschriebene Vorgehen bezieht sich nicht nur auf eine Protagonistin, sondern auf ganz viele, die Instagram wie eine Hollywood-Bühne benutzen. Ich möchte darauf gar nicht weiter eingehen, weil jeder, der einen gesunden Menschenverstand hat, die fehlende (psychologische) Logik erkennt. Auch möchte ich nicht schildern, wie tatsächliche DIS-Traumaopfer agieren/reagieren würden und welche Mechanismen in so einem Fall zum Tragen kämen, weil ich mit dieser Beschreibung einzig dazu beitragen würde, dass die Protagonisten ihre Skripte noch mehr perfektionieren, um den Leid- und Echtheitswettbewerb zu gewinnen.

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YouTube:
Die Hauptmessenge auf YouTube – genauso wie auf TikTok – scheint zu sein, die unterschiedlichen Personen „vorzustellen“. Entsprechend mannigfaltig präsentieren sich Betroffene auch vor der laufenden Kamera. Allerdings:
Eine Dissoziative Identitätsstörung zeichnet sich nicht dadurch aus, dass man seine Stimme und Mimik affektiv verändern und verzerren kann, sondern dass sich die Anteile u.a. in ihrer Einstellung, Weltsicht, so auch Emotionalität sehr voneinander unterscheiden. Wenn dann ein Anteil nach dem anderen vor der Kamera auftaucht, ja, wenn sogar alle gleichermaßen fein säuberlich und artig die selbst erstellten Skripte vorlesen, damit das Video – in immer derselben Weise – perfekt wird, dann entspricht das nicht mehr dem Wesen einer DIS.

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