Paranoia in der DIS-Bubble

Seit es das Internet gibt wird es auch für Selbsthilfegruppen genutzt. Anfangs schien es ein Segen für viele Betroffene zu sein, die sich nun vernetzen, austauschen und gegenseitig unterstützen konnten. Inzwischen aber sehe ich persönlich kaum noch Vorteile darin.

Vor allem Selbsthilfegruppen im psychischen/psychiatrischen Kontext können – ohne, dass es die Betroffenen spüren – außer Kontrolle geraten, wenn kein objektiver Therapeut dabei ist, der das Geschehen moderierend leitet.

Was sind die konkreten Gefahren an nicht-moderierten Online-Selbsthilfegruppen:

  • Es finden Selbstdiagnosen statt.
  • Subjektive & triggerbelastende Wahrnehmungen sorgen schnell für Missverständnisse und Streitigkeiten.
  • Subjektive Gefahren-Wahrnehmungen werden im Austausch gegenseitig verstärkt.
  • Es findet oft ein „Leidwettbewerb“ statt, denn wer die größten Probleme hat, bekommt die meiste Aufmerksamkeit.
  • Es werden unprofessionelle Ratschläge gegeben, die das Grundproblem des Users verstärken.
  • Geschlossene Gruppen/Foren erzeugen ein falsches Sicherheitsgefühl.
  • Die Liste ist durchaus erweiterbar …

Es gibt derzeit in den sozialen Medien mehrere Gruppen/Foren für Menschen, die die Diagnose Dissoziative Identitätsstörung vom Arzt bekommen haben oder die sich diese Diagnose selbst zuschreiben. Darunter befinden sich einige Gruppen/Foren, in denen konkret der rituell-satanischen Kultmissbrauch behandelt wird.

Der paranoide Verfolgungswahn in diesen Gruppen ist beängstigend!

Erschreckend ist zudem die Tatsache, dass sich in einigen dieser geschlossenen Foren Michaela Huber befindet. Nicht, um sich mit den Usern auszutauschen, sondern um dort Werbung und eine grotesk anmutende Selbstbeweihräucherung (Geburtstag-Jubiläum) zu posten. Ich bin mir sicher, dass sie ansonsten keinen einzigen Blick in die Gruppe wirft, denn täte sie das, wäre das in Anbetracht der folgenden Userbeiträge vielleicht – aber auch nur vielleicht – das Ende ihrer Selbstbeweihräucherung.

Es werden überall Kult-Täter vermutet und „gesehen“:
„Wir sind noch nicht raus (aus dem Kult) und werden mental gequält. Wir haben Angst vor Tätern. Wir wollen in eine Klinik, nur wissen wir nicht, ob es da sicher ist. Es ist eine offene Traumastation. Denkt ihr, da können Täter sein, wenn man gesucht wird? Was denkt ihr, wo man in dem Fall sicherer wäre? In der Klinik oder zuhause?“
„Die Frage stelle ich mir auch gerade. Die haben doch überall ihre Leute. Suche selbst einen geschützten Platz. Habe in einer Klinik auch schlechte Erfahrungen gemacht.“
„Ich sehe keinen Weg mehr. Sie haben alle Hilfsmöglichkeiten blockiert, die ganze Stadt hängt mit drin. Immer und überall Angriffe, unterlassene Hilfeleistung, Überwachung, kein Kontakt wird zugelassen. Die müssen alle und jeden bestochen haben… ich will in Sicherheit sein… Hilfe… wer hilft, wenn die, die es sollten, nicht machen?“
„Kann mir jemand sagen, ob die Klinik in Lörrach Bad Württemberg involviert ist?“
„Ich hab einen Virus oder einen Trojaner auf dem Handy, die bekommen alles mit, Anrufe gehen nicht durch.“
„Wir sind nicht in die Klinik gegangen. Unser Gefühl hat „nein“ gesagt. Kurz darauf haben wir gelesen, dass seit 2 Monaten eine Frau, die zuvor auch in dem Krankenhaus war, spurlos verschwunden ist. Vielleicht hatten wir einen Schutzengel.“
„Die scheinen ihre Leute in jeder Institution geschleust zu haben. In der gesamten Stadt keine Hilfe gefunden und ich brauche so dringend einen sicheren Ort zum Ausatmen.“
„Eine offene Traumastation triggert gerade so. Wir haben Angst, dass man uns da körperlich etwas antut. Wenn die verbunden sind, können die uns einfach gegen unseren Willen zu den Tätern bringen.“
„Wurde dein Hausarzt ggf. von Tätern kontaktiert?“
→ „Ja, wurde er wissentlich, als ich in der Klinik war“
→ → „Dann ist das vielleicht der Grund, wieso er sich jetzt so anders verhält.“

Das sind nur einige Beiträge, die mir – ohne zu suchen – in die Augen sprangen. Betroffene, die diese Beiträge jetzt ggf. als ihre eigenen identifizieren, werden sich fragen, wie ich so etwas Schlimmes tun kann: wie ich dazu komme, Beiträge aus einer geschlossenen Gruppe hier zu veröffentlichen…

Ist eine geschlossene Gruppe wirklich geschlossen? Ist das nicht genau diese falsche Sicherheit, die eine geschlossene Gruppe vermittelt? Warum sollte eigentlich eine Gruppe in den sozialen Medien sicherer sein als eine staatlich anerkannte psychotherapeutische Klinik?

Um jetzt in die paranoiden Ideen einzusteigen:

Wer ist überhaupt interessiert daran, diese wahnhafte Angst zu zünden, zu entfachen oder aufrecht zu erhalten, die dafür sorgt, dass man sich keine professionelle Hilfe suchen kann? Mitbetroffene etwa, die ernsthaft daran interessiert sind, dass es »DIR« bald schon besser geht?

  • Jeder dahergelaufene Straftäter kann sich in solche Gruppen einloggen, man braucht nur zwei/drei Fragen beantworten und schon ist man drin.
  • Jeder, der sich einen Spaß mit durchgeknallten Psychos machen will, ist ruck zuck drin. (Die Bezeichnung »durchgeknallter Psycho« ist nicht meine Denkweise)
  • Jeder, der irgendwann mal – unschuldig? – angezeigt wurde, ist im Handumdrehen in einer solchen Gruppe User.

Bevor mich also – wieder – jemand aus dem Zorn heraus als »Pädo-Dirne« bezeichnet, bitte ich darum, mal nachzudenken. Es geht nicht darum, irgendjemanden vorzuführen. Hätte ich daran Interesse, würde man da oben Gruppen- und User-Namen lesen.

Es geht mir einzig darum, klar zu machen, wie sehr man bereits in dem Verschwörungssumpf abgerutscht ist. Dieser ganze Schmarrn rund um den rituell-satanischen Missbrauch macht Menschen kranker, als sie bereits sind. Das entwickelt sich allmählich zu einer waschechten Psychose.

Ich bin mir sicher, dass die meisten Betroffenen tatsächlich in ihrer Kindheit missbraucht wurden. Und gerade darum ist das, was hier passiert, so dermaßen gefährlich. Die Opfer projizieren all ihre Ängste, all ihren Schmerz, all ihre Traumata auf so einen satanischen Kult-Mumpitz und werden da ohne seriöse Hilfe nicht mehr raus kommen!

Eine Hilfe besteht nicht darin, die Angst und Wahrnehmung vor Tätern oder vor erneutem Missbrauch zu bestärken, sondern zu vermitteln, dass es vorbei ist. Zumindest trifft das auf 99,9% aller erwachsenen Betroffenen zu.

Es ist vorbei! Der Missbrauch, wie auch immer er sich einst gestaltet hat, liegt in der Vergangenheit. Im Heute, Hier und Jetzt ist man in Sicherheit!

DAS ist es, was seriöse Traumatherapeuten vermitteln sollten und das ist genau das Gegenteil von dem, was in den Selbsthilfegruppen vonstatten geht.

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