Kategorie: Dissoziative Identitätsstörung

Interview B. Assel – DIS

Es ist kein Wunder, dass sich in den sozialen Medien ein regelrechtes „Trauma-Wettrennen“ entwickelt hat. Wer „nur“ häusliche Gewalt erlebt hat, wird in diesen Kreisen oft nicht ernst genommen. Wer stattdessen die „extremste“ Geschichte hat, bekommt die größte Anerkennung. Dadurch wird ein sozialer Anreiz geschaffen, die eigene Erzählung immer weiter zu steigern – bis hin zu völlig unrealistischen Geschichten. Genau diese Darstellungen zerstören den echten Opferschutz.

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Täterloyale Innenpersonen

Ich bin gerade dabei, einen Artikel über ein Interview zu schreiben, das vor klassischen Verschwörungs-Narrativen nur so strotzt. Mittendrin hielt ich inne. Als ich wieder einmal den Begriff „täterloyale Innenperson“ las, begann ich, mich an genau den Moment zu erinnern, als ich in den sozialen Medien Auskunft darüber gab, nicht mehr das RG-MC-Narrativ zu glauben. Das erste, was mir damals vorgeworfen wurde, war, dass nicht „ICH“ so etwas sage, sondern eine täterloyale Person.

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Das Tulpa-Phänomen

Viele Menschen fühlen sich von der Vorstellung angezogen, eine „eigene Stimme“ oder einen treuen Begleiter im Kopf zu haben. Besonders für einsame oder sozial isolierte Menschen kann eine Tulpa eine Form von Gesellschaft sein. Manche berichten, dass ihre Tulpa ihnen in schwierigen Zeiten als eine Art innerer Coach oder Freund hilft. Das Phänomen wurde auch von Psychologen und Neurowissenschaftlern aufgegriffen, die interessiert daran sind, wie das Gehirn „unabhängige“ Identitäten innerhalb des eigenen Bewusstseins generieren kann. Die Tulpa-Community selbst betrachtet ihre Praxis oft als eine Mischung aus Neurowissenschaft und spirituellem Experiment.

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Berechtigte Zweifel an der DIS

Es gibt eine laufende Debatte darüber, ob die Dissoziative Identitätsstörung wirklich existiert, wie sie entsteht und ob sie nicht teilweise durch Therapie, Medien oder gesellschaftliche Erwartungen „verstärkt“ oder sogar „geschaffen“ wird. Die „Pro-DIS“-Seite argumentiert, dass neurowissenschaftliche Studien veränderte Hirnaktivitäten bei Menschen mit DIS im Vergleich zu gesunden Menschen oder anderen psychischen Störungen zeigen. Tatsächlich aber wurden diese veränderten Hirnaktivitäten auch bei der chronifizierten PTBS und bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung nachgewiesen. Im Folgenden zeige ich die Gemeinsamkeiten im Gehirn von DIS, BPS und kPTBS (früher chronische PTBS):

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DIS vs BPS

Michaela Huber und ähnliche Stimmen haben sicherlich viel zur Sichtbarkeit von DIS beigetragen. Aber ihre Narrative – bewusst oder unbewusst – haben auch DIS glorifiziert und die Trennlinie vertieft. Das Tragische hierbei ist: Indem BPS (oder andere Traumafolgestörungen) nicht gleichwertig thematisiert werden, entsteht die Idee, dass DIS „echtes Trauma“ repräsentiert, während BPS oft als „instabile Persönlichkeit“ abgetan wird.
Diese – zumeist von Therapeuten hervorgerufene – Spaltung macht auch etwas mit Betroffenen. Anstatt sich solidarisch zu zeigen, entsteht eine Konkurrenz um „die schlimmste Diagnose“ – was den eigentlichen Schmerz nur vertieft. Das ist ein Kampf gegeneinander, den es unter Betroffenen einer Traumafolgestörung nicht geben darf. Auch der Selbstwert wird an die Diagnose gekoppelt. Wer eine DIS hat, fühlt sich „besonders“, wer BPS hat, fühlt sich „weniger wert“ – obwohl beide Diagnosen nur Wege sind, mit unfassbarem Leid umzugehen.

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DIS und BPS – Eigenständige Diagnosen

Mittlerweile beginne ich zu erkennen, dass die DIS tatsächlich eine eigenständige Diagnose ist und nicht als Subtyp der BPS betrachtet werden sollte. Dies führt nun für mich persönlich zu einer Herausforderung: Wie kann ich diese Perspektive vertreten, ohne die elitäre Dynamik zu verstärken, die ich selbst als schädlich empfinde? Denn diese Hierarchien schaffen nicht nur Abgrenzung, sondern verhindern oft ein gegenseitiges Verständnis zwischen Betroffenen von Traumafolgestörungen.

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„Sybil“ – MPD als Kassenschlager

Kein Buch hatte einen dermaßen großen Einfluss auf die Entwicklung der dissoziativen Identitätsstörung (vormals: Multiple Personality Disorder) wie das 1973 veröffentlichte Werk „Sybil“. Verfasst von Journalistin Flora Rheta Schreiber in enger Zusammenarbeit mit Psychotherapeutin Cornelia Wilbur, gilt es als Geburtsstunde der Diagnose MPD, die kontroverser nicht sein könnte: „Ein rätselhaftes Krankheitsbild, Sex, Gewalt und Mißbrauch, verwoben in ein psychologisches Gebabbel, so hatten es sich Flora Schreiber und Cornelia Wilbur zurechtgelegt, würde ihnen Ruhm, Anerkennung und viel Geld einbringen. Die Rechnung ging auf.“ Mit diesen Worten berichtete der Spiegel im Jahr 1998 ausführlich über den „Psycho-Skandal des Jahrhunderts“ und das „hinterlistig eingefädelte Betrugsmanöver“, wie der New Yorker Psychologe Robert Rieber den Fall Sybil rückblickend bezeichnete.

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Wie die DIS-Historie verfälscht wird

Eugene Bliss, eine weitere Gründergestalt der multiplen Persönlichkeitsbewegung, schrieb 1980: „In den Bereich der Persönlichkeiten einzutreten, ist von geradezu kindischer Einfachheit, denn der Schlüssel zur Tür ist die Hypnose und diese Patienten eignen sich dafür ausgezeichnet. Ebendies ist die Welt der Hypnose. Jahrzehntelang verborgene Persönlichkeiten lassen sich ansprechen und befragen; man stößt auf vergessene Erinnerungen, die der Patient mit der ganzen Gefühlsstärke eines aktuellen Ereignisses wiedererlebt‘.“

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